Buchhändler fordert sofortige Öffnung
Der Buchhändler Michael Lemling fordert von der Politik die sofortige Wiederöffnung des Buchhandels - in einem Gastbeitrag, der im kommenden Börsenblatt erscheint.
Der Buchhändler Michael Lemling fordert von der Politik die sofortige Wiederöffnung des Buchhandels - in einem Gastbeitrag, der im kommenden Börsenblatt erscheint.
In einem Gastbeitrag für das am Donnerstag erscheinende Print-Börsenblatt verweist der Geschäftsführer der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl auf den "vernünftigen Umgang" mit den Gefahren der Corona-Pandemie, wie er in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, wo trotz Lockdowns das stationäre Sortiment geöffnet haben darf, zu sehen sei: Die Regierungsverantwortlichen dort "halten den gesellschaftlichen Beitrag, den die Buchbranche für Kultur, Bildung und Demokratie leistet, trotz Pandemie offensichtlich für unverzichtbar", stellt Lemling fest.
In den drei Ländern beweise die Politik und mit ihr rund 400 Buchhandlungen, "wie man mitten in der zweiten Welle verantwortlich handeln kann, ohne den Betrieb zu ruinieren". Lemling fordert mit Blick auf das für diesen Mittwoch angekündigte Treffen der Ministerpräsident*innen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Ich würde mir wünschen, dass diese Erfahrungswerte in der Runde der Ministerpräsidenten endlich Gehör finden. Macht die Buchhandlungen auf! Jetzt!"
Warum Supermärkte oder Drogerien geöffnet bleiben dürfen, dies leuchtet eigentlich direkt ein – verdursten, verhungern oder sich den Hintern mit den Resten der Tagespresse zu säubern, dies soll vermieden werden. Abgesehen von einigen unentbehrlichen Ausnahmen geht es also eben darum, insgesamt zu viele Kontakte zu vermeiden – es geht darum, dass sich Menschen auch beim Einkauf zu nahekommen. Warum sollte da gerade unsere Branche aktuell eine Ausnahme sein? Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann ich die Forderung durchaus nachvollziehen, so auch die Forderungen aus allen anderen Teilen des Handels, der Gastronomie oder insbesondere die aller anderen Beteiligten im Kulturbereich. Den letztgenannten geht es nämlich wirklich richtig schlecht, sind u.a. sie doch ganz extrem an die die physische Präsenz des Kunden/des Publikums gebunden.
An zu wenig Lektüre oder zu langen Haaren ist aber meines Wissens nach noch kein Mensch gestorben und ich erkenne angesichts der aktuellen Situation hier ein vorgeschobenes Luxusproblem. Wir mögen als Buchhandlung auf unverkauften Büchern sitzen; die verlieren hingegen weniger an Aktualität als die Klamotten in der Bekleidungsbranche, deren Problem zum Beispiel ein ungleich größeres ist.
In allen Ehren – welche andere Branche hat denn zurzeit bessere Voraussetzungen, ihr Produkt nach wie vor ideenreich und auf alternativen Wegen an die Frau oder an den Mann zu bringen als der Buchhandel?
Die Situation ist schlimm – ja! Aber mit jedem Wunsch nach Extrawürsten ermuntern wir alle anderen, die eigenen Extrawürste ebenfalls einzufordern, was den Begriff des sowieso schon so schlappen Lockdowns komplett perforiert.
Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln