Stadtbibliothek Hannover schreibt Bücherauftrag europaweit aus

Buchhändler befürchten starke Einbußen

20. Februar 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Stadtbibliothek Hannover schreibt künftig ihre Aufträge zum Ankauf von Printbüchern europaweit aus. Dabei geht es um ein Gesamtvolumen in Höhe von 485.000 Euro. Die lokalen Buchhändler befürchten Einbußen.

Das berichtet die "Hannoversche Allgemeine" vom 20. Februar im Rahmen eines Artikels über die Bilanzpressekonferenz 2022 der Stadtbibliothek Hannover. Die Bibliothek hatte danach zwar weniger Entleihen als im Vorjahr, aber mehr Besuche, erklärte Direktor Tom Becker. Sein Haus wolle sich 2023 neu erfinden. Aus Kostengründen sollen alle 17 Standorte auf den Prüfstand gestellt werden. Die Stadtbibliothek muss sich am gesamtstädtischen Einsparziel von über 120 Millionen Euro beteiligen, hatte sie bereits im Herbst 2022 gemeldet. 

10.000 bis 30.000 Euro weniger pro Buchhandlung?

Weitere Rationalisierungen könnten massive Auswirkungen auf den lokalen Handel haben, so die "Hannoversche Allgemeine". Mehr als 20 kleine hannoversche Buchhändler, die bisher die Stadtbibliothek mit Büchern beliefert hatten, seien besorgt, dass die Printmedien jetzt europaweit ausgeschrieben werden müssen. Laut Tom Becker gehe es um ein Gesamtvolumen von rund 485.000 Euro. Sachbücher machen mit 260.000 Euro und 15.000 Exemplaren den größten Anteil aus. Bei der Belletristik nennt Becker 12.000 Exemplare und 100.000 Euro, bei Kinder- und Jugendbüchern 125.000 Euro und 20.000 Exemplare.

Zudem sollen die Bücher gleich laminiert, katalogisiert und mit einem Strichcode versehen sein. Gerade diese zusätzlichen Arbeiten würden es lokalen Buchhändlern erschweren, bei der Ausschreibung zum Zuge zu kommen, erklärte Volker Petri vom Börsenverein Landesverband Nord, gegenüber der Zeitung. Dies könnten eher größere Ketten leisten. Der Verlust des Geschäfts mit der Stadtbibliothek könnte für einige Buchhändler existenzgefährdend sein, befürchte der Börsenverein.

Dabei würden Buchhandlungen in den Stadtteilen wertvolle Kulturarbeit leisten. Konkret gehe es um Umsätze zwischen 10.000 und 30.000 Euro, die die einzelnen Buchhandlungen durch die europaweite Ausschreibung der Printmedien für die Stadtbibliothek verlieren könnten.

Gespräche mit der Stadtbibliothek über mögliche Lösung

Für die nächsten Wochen seien weitere Gesprächsrunden zwischen der Stadtbibliothek, den Buchhandlungen und dem Börsenverein geplant, so Petri. Er hoffe, dass vielleicht mehrere kleinere Aufträge statt einige große ausgeschrieben werden könnten. Der Gedanke dahinter: Das würde das Geschäft für Anbieter von außen vielleicht weniger lukrativ machen.