Atmosphäre, unbedingt Atmosphäre!
Release-Party statt Wasserglas-Lesung: Buchhandlungen finden neue Veranstaltungsformate, um Kund:innen neugierig zu machen.
Release-Party statt Wasserglas-Lesung: Buchhandlungen finden neue Veranstaltungsformate, um Kund:innen neugierig zu machen.
»Wir haben festgestellt, dass klassische Lesungen nicht mehr denselben Reiz ausüben wie noch vor ein paar Jahren – ein großer Name reicht nicht mehr aus, um Besucher:innen anzulocken«, sagt Marie-Kristin Dammer, Social-Media- und PR-Managerin bei der Mayerschen in Aachen. Gerade im New-Adult-Bereich und für die jüngere Zielgruppe wollte die Buchhandlung eine Lesung mit Event-Charakter veranstalten, »die nicht nur eine Frontalbeschallung, sondern ein tatsächliches Miteinander ist«, so Dammer.
So entstand zum Erscheinen von Antonia Wesselings »Insight. Dein Leben gehört mir« die Idee zur Book Birthday Party im Loft und im Garden Café. So gut wie alle sind »im schicksten Party-Outfit erschienen«, es gab einen Begrüßungssekt, Snacks, Blumen und Luftschlagen auf den Tischen, Cocktails wurden verkauft. »Wir haben auf die übliche Reihenbestuhlung verzichtet und die Lesung in einem unserer Cafés stattfinden lassen und die Tischgruppen einfach stehen gelassen. So saßen alle beisammen – mit der Autorin mittendrin«, erklärt Dammer. Die Lesung sei ein glamouröses Event mit einer lockeren, aufgeschlossenen Atmosphäre gewesen. Der Aufwand sei zwar etwas höher als bei einer Wasserglas-Lesung, aber mit der richtigen Organisation sehr gut durchführbar. Das Interesse sei deutlich höher: »Es kamen sogar Leser:innen aus entfernten Städten in Deutschland, um das Event mitzuerleben, zudem wurden wesentlich mehr Bücher gekauft.«
Das Hamburger Buchcafé Kapitel Drei versucht, das Gefühl eines Buchs einzufangen, und bietet dazu passende Drinks und Snacks an, »um ein komplettes Erlebnis zu schaffen und nicht einfach nur eine Lesung«, erklären die Inhaberinnen Nora Batinic und Helena Gerwin. So werde ein Buch greifbarer, mehr wertgeschätzt und bleibe in Erinnerung. Klassische Lesungen finden nur selten in Kapitel Drei statt – falls doch, gestalten die Buchhändlerinnen sie besonders, schaffen in einem kleinen und intimen Raum mit Altbaucharme Nähe zum Buch und steigen tief ins Gespräch mit den Autor:innen ein.
»Insbesondere mit Snacks und Drinks steigen natürlich Kosten und Aufwand, dann kosten die Lesungen auch etwas mehr Eintritt«, so Batinic und Gerwin. Deren Buchclubs treffen sich monatlich und tauschen sich über verschiedene Bücher aus – und es kommt vor, dass ein Buchclub von einem Buch sehr angetan ist oder viele Fragen an die Autor:innen hat, sodass diese dann zu einer Lesung eingeladen werden. »Dann können die Leser:innen ihre Fragen direkt an die Autorin stellen.«
Sie wollen diesen Plus-Artikel weiterlesen?
Dafür benötigen Sie ein Benutzerkonto sowie ein Abonnement!