Klaus Gravemann: Nein, die gibt es nicht dauerhaft. Wir haben ja zwei Entwicklungen, die zu einer sich weiter öffnenden Schere zwischen Beitragseinnahmen und Kostenentwicklung führen: einerseits der sich fortsetzende Mitgliederrückgang, im Wesentlichen aus demografischen Gründen und durch Filialisierung, andererseits die inflationäre Beeinflussung der Kostenseite.
Den tendenziellen Mitgliederrückgang können wir zumindest in beachtlichem Umfang noch durch unsere ständige Aufgabenkritik, durch Prozessverbesserungen, Prioritätensetzung und daraus folgende Einsparungen auffangen. Aber zusätzlich die Preissteigerungen bei gleichem beziehungsweise weiter anwachsendem Leistungsniveau wegzustecken – das geht jetzt nicht mehr.
Michael Justus: Die Frage »Geht’s nicht auch mit Einsparungen?« wurde natürlich auch von der Betagruppe gestellt. Und sie wird, stellvertretend für die Mitglieder, ziemlich penetrant vom Haushaltsausschuss vorgetragen – nicht nur im Vorfeld der Entwicklung des neuen Beitragsmodells, sondern permanent. Ich bin ja schon seit einigen Jahren im Haushaltsausschuss dabei und darf sagen: Es gab sehr wohl schon Beitragserhöhungsvorschläge, zu denen der Ausschuss »Nein!« gesagt und stattdessen Einsparungen eingefordert hat. Und er hat ja auch nicht aufgehört, Hauptamt und Ehrenamt mit Einsparforderungen zu traktieren. Hier ist sehr viel geschehen!
Der Verband wird wirtschaftlich verantwortungsbewusst und professionell geführt. Aber spätestens mit den inflationsbedingten Kostensteigerungen der vergangenen Jahre ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Spardruck bleibt, kann den Rückgang der Mitgliedsbeiträge und die Inflation aber nicht mehr ausgleichen.
Nur ein Beispiel: Seit der letzten Beitragserhöhung 2021 sind die Tarifgehälter im hessischen Tarifverbund, zu dem der Börsenverein in Frankfurt gehört, um fast 18 Prozent gestiegen. Das wurde seitdem mit Sparmaßnahmen aufgefangen. Damit allein können die Leistungen des Verbands jetzt nicht mehr aufrechterhalten werden. Sie erfordern ja hoch qualifiziertes Personal – man denke zum Beispiel nur an die juristische Beratung.