Radikale Ehrlichkeit, das zeichne das erzählende Ich in Kim de l'Horizons Roman "Blutbuch" (DuMont) aus, meinte Moderator Stefan Hauck, Redakteur des Börsenblatts, zu Beginn des Gesprächs mit der Buchpreisträger*in und DuMont-Verlegerin Sabine Cramer am Messefreitag auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage.
Bis es zu dieser Offenheit kam, musste Kim de l'Horizon einen weiten Weg zurücklegen. "Vor elf Jahren habe ich damit angefangen. Es war für mich befreiend, dieses Buch zu schreiben. Wir können uns unsere Gefühle oft nicht eingestehen, weil wir es nicht gelernt haben."
Das Buch habe eine experimentelle Anlage, einen ungewöhnlichen Bauplan, und sei zudem komplex. "War das schon vorher klar, oder hat sich das ergeben?", wollte Hauck wissen. "Ich habe einen Hexenkessel gebaut und viele Zutaten hineingegeben, die zu einer Art Heilsuppe werden sollten", sagte Kim de l'Horizon.
Die besondere Bedeutung der Wortschöpfungen in "Blutbuch" fällt auf. Ob das durch das Theater geschult sei? "Die Sprache trägt uns", meinte Kim de l'Horizon, "und das Schreiben ist intelligenter als wir selbst." Die Sprachlichkeit des Textes habe etwas Magisches.