Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Von Null auf Eins: Fitzek, Illies und "Doc Caro"

3. November 2021
Matthias Glatthor

Ohne Stopp auf Platz 1: Sebastian Fitzek, Florian Illies und Carola Holzner ("Doc Caro") schaffen das mit ihren neuen Titeln in dieser Woche. Wer muss dafür den Platz räumen? "Renegades" von Barack Obama und Bruce Springsteen steigt ebenfalls sehr weit oben ein. Einblicke in die aktuellen Börsenblatt-Bestsellerlisten.

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 25. bis 31. Oktober 2021

Belletristik: Neuer Fitzek-Thriller = Nummer 1

Was für Douglas Adams die 42 ist, ist für Sebastian Fitzek die 43, na ja, nicht ganz. Aber regelmäßig erscheint in der KW 43 ein neuer Psychothriller des Autors – und holt sich sofort Platz 1 in unseren Belletristik-Charts (Hardcover). In diesem Jahr ist es "Playlist" (Droemer; 27. Oktober).

Überblick: Von Null auf Eins sprangen in der KW 43 in den vergangenen Jahren folgende Fitzek-Thriller (alle Droemer):

  • 2017: "Flugangst 7A"
  • 2018: "Der Insasse"
  • 2019: "Das Geschenk"
  • 2020: "Der Heimweg"

Ab 2018 hat es trotz spätem Erscheinungstermin immer noch zu Platz 1 in unseren Jahrescharts gereicht. "Flugangst 7A" hatte in der Bilanz 2017 den siebten Platz eingenommen.

Doch zurück zu "Playlist". Der Inhalt? Seit einen Monat ist die 15-jährige Feline Jagow verschwunden. Bei der Suche nach ihr, entdeckt Privatermittler Alexander Zorbach (bekannt aus den "Augen"-Thrillern) einen Musikdienst im Internet, über den sie ihre Lieblingssongs hörte – aber: erst kürzlich wurde die Playlist verändert. Was steckt dahinter? Für das Buch hat Fitzek mit Musiker:innen zusammengearbeitet, die Playlist mit 15 exklusiven und noch unveröffentlichten Songs von Künstlern wie Rea Garvey, Silbermond, Beth Ditto, Kool Savas, Johannes Oerding, Lotte, Alle Farben, Tim Bendzko gibt es wirklich.

Fitzeks Lesungstermine ab 5. November finden Sie hier.

 

Der "Oktopus" rutscht auf die Drei

Damit werden Dirk Roßmann und Ralf Hoppe mit "Der Zorn des Oktopus" (Lübbe; ET: 18. Oktober) auf Platz 3 geschoben, den zweiten Rang behauptet "Blaue Frau" (S. Fischer; ET: 11. August) von Antje Rávik Strubel (ihre Website), die Buchpreisträgerin 2021.

In die Hardcovercharts gelangen neu vier weitere interessante Titel: Bernhard Schlink kommt mit "Die Enkelin" (Diogenes; ET: 27. Oktober) auf Platz 8, auf Platz 12 beginnt Romy Schneiders Tochter Sarah Biasini mit "Die Schönheit des Himmels" (Zsolnay; ET: 25. Oktober; Ü: Theresa Benkert), in dem sie auf poetische Weise der Beziehung zu ihrer Mutter nachspürt.

Auf Platz 13 neu dabei ist "Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn" (Fischer Krüger; ET: 27. Oktober; Ü: Christine  Strüh) der irischen Bestseller-Autorin Cecelia Ahern (ihre Website), auf der 15 reiht sich Ellen Sandbergs (ihre Website; ein Pseudonym von Inge Löhnig) "Das Geheimnis" (Penguin; ET: 25. Oktober) ein.

 

Wo ist Hillary Clinton?

Im April hatten wir auf Börsenblatt online gemeldet, dass der erste Roman von Hillary Clinton, ein Politthriller, den sie zusammen mit Krimi-Bestsellerautorin Louise Penny schreibt, im Oktober erscheint: "Clintons Polit-Thriller auf Deutsch". Siehe auch: "Hillary Clintons erster Roman".

Am 12. Oktober ist nun, wie angekündigt, die deutsche Ausgabe von "State of Terror" (HarperCollins; Ü: Sybille Uplegger) in den Handel gekommen – mit bislang verhaltenem Start. In dieser Woche klettert der Titel um 14 Plätze und nimmt Position 51 bei der Belletristik (HC) ein. Immerhin: In den Top 10 der Aufsteiger dort, belegen Clinton / Perry den sechsten Platz. Ein Roman über eine Außenministerin der USA, geschrieben von einer Ex-Außenministerin der USA, und einer der erfolgreichsten Krimiautorinnen der Welt, das habe in zunächst skeptisch gestimmt, so Arno Widmann in der "Frankfurter Rundschau". Aber er sei "sehr, sehr gut": "Säße ich in einer Thriller-Jury, das Buch bekäme den ersten Preis." Auch Wolfgang Höbel findet im "Spiegel", "als Krimi ist das Buch überraschend gelungen".

Beim Paperback und Taschenbuch schaffen es etliche Folgebände von Reihen neu in die Charts – darunter auch der Auftaktband einer neuen: Mit "Töchter der Hoffnung" (Penguin; ET: 25. Oktober) startet Maria Nikolai ("Die Schokoladenvilla"-Trilogie) eine "Bodensee-Saga" – Platz 23 in der Taschenbuchliste. Los geht es 1917 in dem Gasthaus Lindenhof am Seeufer. Die junge Wirtstochter Helena Lindner träumt inmitten des tobenden Ersten Weltkriegs, diesen zum Grandlokal auszubauen.

Markus Heitz (seine Website) legt kurz nach "Die Rückkehr die Zwerge" (Knaur; ET: 1. September) bereits die Fortsetzung vor: "Die Rückkehr der Zwerge 2" (Knaur; ET: 2. November) – und schafft es damit neu auf Position 15 beim Paperback. Teil 1, seit neun Wochen in unseren Charts, belegt in dieser Woche Rang 25 (Vorwoche: 22). Damit hat Heitz, nach einer längeren Pause, seine Fantasy-Bestseller-Saga "Die Zwerge" weitergesponnen.

Mit "Der Geheimbund" (HarperCollins; ET: 26. Oktober; Ü: Wulf Bergner) bringt US-Autor Daniel Silva (seine Website) den 20. Thriller seiner Gabriel Allon-Reihe. Neu auf Platz 4 bei der Belletristk (PB).

Sachbuch: Florian Illies schießt auf die Eins

Eine gute Woche ist es nicht nur für Sebastian Fitzek, sondern auch für die S. Fischer Verlage: Die "Blaue Frau" liegt bei der Belletristik (HC) auf Platz 2, Arno Strobel mit seinem Thriller "Sharing – Willst du wirklich alles teilen?" (Fischer Tb.; ET: 29. September) in der Paperbackliste auf Platz 3 (Vorwoche: 4).

Gleich zweimal holt der Frankfurter Verlag beim Sachbuch mit neuen Titeln sofort Platz 1. Von Null auf Eins heißt es für "Liebe in Zeiten des Hasses" (ET: 27. Oktober) von Florian Illies in der Hardcoverliste sowie "Eine für alle" (Fischer Tb.; 27. Oktober) von Carola Holzner ("Doc Caro"; ihre Website) beim Paperback.

Mit seiner "Chronik eines Gefühls 1929–1939" rückt Florian Illies, Autor des Bestsellers "1913. Der Sommer des Jahrhunderts" (S. Fischer, 2012), in der Zeit etwas weiter vor. In seinem "Epochengemälde" der 30er Jahre erzählt Illies vor dem Hintergrund einer singulären politischen Katastrophe von den größten Liebespaaren der Kulturgeschichte: Von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Henry Miller und Anaïs Nin, Bertolt Brecht und Helene Weigel oder Katia und Thomas Mann. Gegliedert ist sein Buch in drei Kapitel: "Davor", "1933" und "Danach".

Auf der Verlagswebsite sind überschwängliche Kritiken zitiert: "Wie Illies das herausarbeitet, mit leichter Hand, mit amüsiertem Blick, nie wertend, immer beobachtend, mittendrin, der stille Spaziergänger durch brennende Gefilde – das sucht seinesgleichen", lobte Elke Heidenreich in der "Süddeutschen Zeitung". Und Marc Reichwein meinte in der "Literarischen Welt": "Das kulturgeschichtlich interessanteste Buch dieses Herbstes".

Roland Kaiser (und Co-Autorin Sabine Eichhorst), mit seiner Autobiografie "Sonnenseite" (Heyne; ET: 18. Oktober) überraschender Spitzenreiter der vorigen Woche, fällt diesmal auf einen guten fünften Platz zurück. Platz 2 und 4 halten Hape Kerkeling beziehungsweise Marianne Koch.

 

Hinter den Kulissen der Notaufnahme

Die Notärztin Carola Holzner, die als "Doc Caro" Videoblogs produziert (ihr Kanal auf YouTube), wurde in Corona-Zeiten auch durch die Teilnahme an etlichen TV-Talkshows (etwa "Markus Lanz", ZDF) bekannt. Worum geht es ihr in "Eine für alle"? "Ich möchte reale Einblicke in den Arztberuf geben. Intensivstation, Schockraum, Notarzt-Einsätze: Was genau passiert da eigentlich?", formuliert sie im Vorwort. Es gebe tragische und traurige Geschichten, aber auch schöne, glückliche Momente. Auf besonders drastische Schilderungen weisen Triggerwarnungen im Buch hin.

Holzner verdrängt "Es kann nur eine geben" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 7. Oktober) von Carolin Kebekus (und Mariella Tripke) auf den zweiten Platz beim Sachbuch (PB). Dieses wiederum schiebt Leon Windscheids "Besser fühlen" (Rowohlt Tb.; ET: 21. April) eine Position weiter nach unten.

 

Dialoge zwischen Obama und Springsteen

Ebenfalls weit oben in der Hardcoverliste, auf Platz 3, steigt "Renegades" (Penguin; ET: 26. Oktober; Ü: Stephan Kleiner, Henriette Zeltner-Shane) von Barack Obama und Bruce Springsteen ein.

Die Startauflage betrage 200.000 Exemplare, sagt Heidrun Gebhardt, Presseleitung Sachbuch, auf Anfrage. 150.000 seien ausgeliefert worden. Als Zielgruppe hat man in erster Linie Leser und Leserinnen von Barack Obamas Autobiographie "Ein verheißenes Land", Fans von Bruce Springsteens Musik und seiner Autobiographie "Born to run" im Auge.

Das Buch kostet 42 Euro, ist damit das teuerste in den Charts, wie hat man kalkuliert, haben die gestiegenen Papierpreise eine Rolle gespielt? "Der Preis liegt im Format und in der Opulenz des Buches begründet, die Papierknappheit spielte bei unseren Überlegungen keine Rolle", so Gebhardt. Der Dialog zwischen Obama und seinem Freund Springsteen über die großen Themen unserer Zeit, sei ein sehr hochwertig ausgestatteter, großformatiger Prachtband mit über 350 Fotos aus den Privatarchiven beider Autoren, mit handgeschriebenen Songtexten sowie mit handschriftlichen Anmerkungen versehenen Redetexten Obamas.

Die hohe Sichtbarkeit im Handel werde durch Marketingaktivitäten breit unterstützt. Es gab ein gemeinsames Remote-Interview beider Autoren, das Ingo Zamperoni für die "tagesthemen" geführt hat, und das von zahlreichen ARD-Hörfunksendern übernommen wurde. Hinzu kam eine reichweitenstarke Vorabdruckstrategie einzelner Kapitel in ausgewählten Tages- und Wochenzeitungen sowie Online-Portalen. Ergänzt durch eine Social-Media-Kampagne (organisch und paid) mit Autorenvideos und zahlreichen anderen Inhalten. Für besondere Aufmerksamkeit sollen TV-Spots in der Vorweihnachtszeit in der Werbeschiene vor der ARD "tagesschau" sorgen.

"Zusätzlich bieten wir dem Buchhandel ein Plakat für den POS sowie digitales Material für den Einsatz auf den Online-Kanälen des Handels an", so Gebhardt.

 

Aufsteiger der Woche (HC): Das "Xi Jinping"-Buch

Stefan Aust und Adrian Geiges haben "Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt", das im Juli bei Piper erschienen ist, auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Zusätzlich kam es durch die Absage eines geplanten Lesungstermins durch zwei Konfuzius-Institute auf Druck seitens Chinas in die Schlagzeilen. Beides hat wohl das Interesse neu angefacht und für die Rückkehr in die Top 25 gesorgt (plus 57 Plätze), auf Position 14. In der KW 26 war der Titel neu auf Platz 23 in die Charts gekommen, danach herausgefallen.

Siehe dazu auf Börsenblatt online:

Ratgeber:

Zum Jahresende kommt regelmäßig die neue Ausgabe der "Aussaattage" in die Charts, so auch diesmal: "Aussaattage 2022 Maria Thun" (Aussaattage M. Thun; ET: Oktober) von Matthias K. Thun, die 60. Ausgabe, wird von den Käufern neu auf Platz 5 in die Ratgeberliste gehoben. "Wir gehen auf die Probleme in der Forstwirtschaft der letzten Jahre ein und werfen einen genauen Blick auf Maßnahmen zu Pflege und Erhalt von Bäumen", heißt es auf der Verlags-Website zum Inhalt. "Die alljährlichen Empfehlungen für die Hausgärtner, Gärtner, Bauern und Weinbauern sowie die günstigen Pflegezeiten für die Bienen findet man in gewohnter Vielfalt."

Konjunktur haben zur Weihnachtssaison natürlich Adventskalender, auf Platz 24 kommt "Colorful Christmas – Der Adventskalender zum Ausmalen" (Frech; ET: 9. September) von Ursula Schwab neu in die Liste. Bei Frech sind zudem die beliebten "24 Days Escape"-Adventskalender erschienen. Zwei davon finden sich ebenfalls in den Charts: "Sherlock Holmes" (Platz 4; Vorwoche: 8) und "Scrooge" (Platz 9; Vorwoche: 15)

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

In dieser Woche haben wir insgesamt 26 Neueinsteiger in die Charts sowie 14 Wiedereinsteiger.

Höchstplatzierte Rückkehrerin ist die Friedenspreisträgerin 2021 Tsitsi Dangarembga mit "Aufbrechen" (Orlanda; ET: 15. Dezember 2019; Ü:  Ilija Trojanow) – auf Platz 10 der Belletristikcharts (PB). Der Titel kommt damit zum zweiten Mal hinein: In KW 29 rückte er neu auf Position 23, fiel dann wieder heraus.

Es ist der erste Teil ihrer Tambudzai-Trilogie. Der dritte Teil, "Überleben" (Orlanda; ET: 1. September 2021; Ü: Anette Grube) ist in dieser Woche neu auf Platz 14 in die Paperbackliste eingestiegen. Den zweiten Teil, "Verleugnen", kündigt Orlanda im VLB für September 2022 an.

Mehr zur Friedenspreisträgerin auf Börsenblatt online:

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.