Jahresbilanz 2020

Bertelsmann verdient 34 Prozent mehr

30. März 2021
Redaktion Börsenblatt

Zwar hat Bertelsmann 2020 mit 17,3 Milliarden Euro rund 4,1 Prozent weniger Umsatz erzielt als im Vorjahr, aber beim Konzernergebnis konnte das Unternehmen mehr als deutlich zulegen. Genannt werden zudem fünf Wachstumsprioritäten, zu denen auch Globale Inhalte mit vor allem Penguin Random House zählen.

Bertelsmann konnte laut Bilanzmitteilung sein Konzernergebnis 2020 auf rund 1,5 Milliarden steigern – das waren 33,7 Prozent mehr als 2019 (1,1 Milliarden Euro). Der höchste Stand seit 2006. Damit habe es zunm sechsten Mal in Folge über eine Milliarde Euro gelegen. Das Operating EBITDA seit mit 3,1 Milliarden Euro erstmals über die 3-Milliarden-Marke gesprungen (2019: 2,9 Milliarden Euro).

Bertelsmann habe dabei von seiner starken Geschäftsportfolio-Qualität und dem hohen Anteil digitaler Geschäftsmodelle profitiert. Während die werbefinanzierten Geschäfte und die Printgeschäfte Corona-bedingte Einbußen hinnehmen mussten, hätten insbesondere das Buchverlags- und die Dienstleistungsgeschäfte deutlich zugelegt.

Zu den strategischen Meilensteinen des Geschäftsjahres 2020 hätten der Vollzug der 100-Prozent-Übernahme von Penguin Random House im April sowie die Ankündigung der Übernahme des US-Traditionsverlags Simon & Schuster im November gehört.

"Wir haben früzeitig die Kosten gesenkt"

Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, lässt sich zitieren: "2020 war ein Ausnahmejahr, das wir trotz der Corona-Pandemie mit starken Ergebnissen abgeschlossen haben. Umsatzrückgänge verzeichneten wir primär im zweiten Quartal, im zweiten Halbjahr hingegen legten nahezu alle Geschäfte wieder zu." Neben der RTL Group habe man in den letzten Jahren mit Penguin Random House und Arvato zwei weitere große Ergebnissäulen aufgebaut.

Rabe weiter: "Bertelsmann hat in der Corona-Pandemie frühzeitig die Kosten gesenkt und die Liquidität des Unternehmens gesichert. Priorität hatte zu jeder Zeit der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit Beginn der Pandemie zu einem großen Teil im Homeoffice arbeiten. Erfreulicher Weise gab es nur sehr wenige Infektionen am Arbeitsplatz."

Der Konzernumsatz von Bertelsmann sei 2020  moderat um 4,1 Prozent auf 17,3 Milliarden Euro zurückgegangen (Vorjahr: 18,0 Mrd. Euro). Der organische Umsatzrückgang betrug 1,7 Prozent. Der Anteil der Digitalgeschäfte wurde erneut ausgebaut und lag bei 53 Prozent

Das Operating EBITDA habe von einer starken operativen Performance, insbesondere der Verlagsgruppe Penguin Random House und der Dienstleistungstochter Arvato, sowie Veräußerungsgewinnen aus Immobilienverkäufen profitiert. 

Fünf strategische Wachstumsprioritäten

"Dass Bertelsmann heute wirtschaftlich so gut dasteht, ist das Ergebnis der Umsetzung unserer Unternehmensstrategie in den vergangenen Jahren", so Thomas Rabe. "Neue Herausforderungen erfordern nun neue Antworten und so konzentriert sich Bertelsmann künftig auf fünf strategische Wachstumsprioritäten: Nationale Media-Champions, Globale Inhalte, Globale Dienstleistungen, Onlinebildung und Beteiligungen."

Dabei Globale Inhalte: Nachdem Bertelsmann im April 2020 die 100-Prozent-Übernahme von Penguin Random House abschließen konnte, kündigte sie im November den Erwerb der amerikanischen Verlagsgruppe Simon & Schuster an. Bertelsmann sei zuversichtlich, die notwendigen Freigaben durch die Wettbewerbsbehörden im Laufe dieses Jahres zu erhalten.

Penguin Random House habe im abgelaufenen Geschäftsjahr eine starke verlegerische und wirtschaftliche Performance gezeigt. Sie sei vor allem mit dem großen weltweiten Erfolg von Barack Obamas "A Promised Land" verbunden, einem weiteren globalen Bestseller nach Michelle Obamas Memoiren "Becoming".

Die Bilanz 2020 von Penguin Random House:

  • Umsatz: 3,8 Milliarden Euro (plus 4,6 Prozent zum Vorjahr)
  • Operating EBITDA: 691 Millionen Euro (plus 23,2 Prozent)

Weitere Kennzahlen zum Geschäftsjahr 2020

Das Eigenkapital von Bertelsmann erhöhte sich laut Mitteilung im vergangenen Geschäftsjahr auf 10,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 10,4 Mrd. Euro). Daraus ergab sich eine Eigenkapitalquote von 36,1 Prozent (Vorjahr: 38,2 Prozent).

Die Nettofinanzschulden seien primär aufgrund einer hohen operativen Mittelfreisetzung deutlich um rund 1,3 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,4 Mrd. Euro) zurückgegangen. Die weiter gefassten wirtschaftlichen Schulden hätten zum 31. Dezember 2020 5,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,5 Mrd. Euro) betragen. Der bereinigte Operating Free Cashflow habe bei 2,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,9 Mrd. Euro) gelegen.

Die Mitarbeiter*innen von Bertelsmann erhalten für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 Gewinn- und Erfolgsbeteiligungen in Höhe von insgesamt 88 Millionen Euro (Vorjahr: 96 Mio. Euro), heißt es weiter. Zum Ende des Geschäftsjahres habe der Konzern weltweit 132.842 Mitarbeiter*innen beschäftigt. 2020 absolvierten in den inländischen Bertelsmann-Unternehmen 1.137 Personen eine Berufsausbildung.

Ausblick: Mehr Investionen

Rolf Hellermann, Finanzvorstand von Bertelsmann, sagte: "Für das Geschäftsjahr 2021 sehen wir weiterhin Unsicherheiten aufgrund der weltwirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die breite Aufstellung unseres Konzern-Portfolios wird dabei wie 2020 zu einer insgesamt stabilen Geschäftsentwicklung beitragen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir eine hohe operative Profitabilität sowie ein Konzernergebnis erneut von mehr als einer Milliarde Euro."

Thomas Rabe ergänzt: "Bertelsmann weitet seine Investitionstätigkeit im Jahr 2021 weiter aus. Wir werden allein in diesem Jahr rund 250 Millionen Euro in die Streaming-Dienste der RTL Group und in den Ausbau der Technologie- und Datenstruktur des Konzerns ergebniswirksam investieren."