Belarus verbietet "1984"
Belarus hat die belarussische Ausgabe von George Orwells dystopischen Klassiker "1984" aus dem Verkehr gezogen, den Verleger verhaftet. Das meldet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Belarus hat die belarussische Ausgabe von George Orwells dystopischen Klassiker "1984" aus dem Verkehr gezogen, den Verleger verhaftet. Das meldet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
In Belarus wurde George Orwells Klassiker "1984" verboten und Verleger Andrej Januschkiewitsch verhaftet, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Ausgabe vom 20. Mai. Ebenfalls verhaftet wurde die Bloggerin Anastasija Karnackaja, bekannt durch Rezensionen belarussischer Literatur.
Januschkiewitsch hatte die Orwell-Übersetzung ins Belarussische durch den in Prag lebenden Journalisten Siarhei Supa 2020 neu aufgelegt. Für wenige Monate sei sie dort zum Bestseller geworden, "da er von vielen als dichte Beschreibung der belarussischen Wirklichkeit gelesen wurde", so Felix Ackermann in seinem "FAZ"-Artikel "Fall ins Bodenlose".
Der Sicherheitsapparat von Alexandr Lukaschenko dehne inzwischen sein Vorgehen auf die belarussische Sprache aus, die als Idiom des Protests gelte, weil die Beamten in Verwaltung, Staatssicherheit und Fernsehen mehrheitlich Russisch sprechen.
Ins Visier kämen so unabhängige Verlage, die Gegenwartsliteratur und Publizistik auf Belarussisch veröffentlichen. Dem Verlag von Andrej Januschkiewitsch seien im März überraschend
die Räume gekündigt worden.
Dass Andrej Januschkiewitsch unlängst nur wenige Häuser von einer KGB-Ausbildungsstätte entfernt den stationären Buchladen Knihauka aufgemacht habe, sei umgehend als reale Bedrohung der staatlichen Ordnung verstanden worden. Das Kund:innen belarussische Bücher kaufen wollen, werde als ideologische Gefahr betrachtet.
Unter anderem Orwells "1984" war bei einem Besuch führender Vertreter belarussischer Staatsmedien beim Verleger (aufgenommen mit Hanykamera) ins Blickfeld geraten. "Wenige Stunden später folgten die Uniformierten, die zweihundert Bücher sicherstellten", so Ackermann.
Für fünfzehn Bände werde nun eine Expertise eingeholt.