Verfasser des an Abebooks/ZVAB in München gerichteten sechsseitigen Schreibens, das der Redaktion Antiquariat vorliegt, ist Bernd Braun (Antiquariat Braun, Gengenbach). Unterzeichnet haben es rund 60 Antiquarinnen und Antiquare aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, darunter Mitglieder des Verbands Deutscher Antiquare, der Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ) sowie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Das Schreiben kritisiert eingangs vor allem ein neues Abebooks-Feature "druckbare Rechnung". Dort fehlten, so der Vorwurf, unter anderem Rechnungs- und Steuernummer, Steuersatz und Ausweis der Umsatzsteuer: "Aus dieser 'Rechnung' geht nicht einmal klar hervor, wer nun eigentlich der Rechnungssteller ist (der genannte Verkäufer oder AbeBooks?) Bevor Sie uns so etwas zum Gebrauch präsentieren, sollte man sich über grundlegende Vorschriften und Steuergesetze informieren." Auch formale Unzulänglichkeiten der "druckbaren Rechnung" werden moniert.
Über den konkreten Anlass hinaus hält der Brief weitere, teilweise seit Jahren bekannte und immer wieder geäußerte Kritikpunkte fest, unter anderem die Abebooks-Versandkostenregelung, "die eine gewichtsbasierte und damit korrekte Portokosteneinstellung" nicht erlaube und in der Folge im Antiquariatsgeschäftsalltag für Verdruss sorge sowie die "Überflutung des Antiquariatspools mit Print-on-Demand Angeboten", durch eine Filteroption nur teilweise zu begrenzen.
Aus den aufgeführten Missständen wird eine Fehlentwicklung in der Zusammenarbeit von Plattform und Antiquariatshandel abgeleitet, die beim ZVAB, als es noch als eigenständiges Verkaufsportal operierte, nicht aufgetreten sei: "Bei den Kollegen ist […] eine tiefe Frustration darüber entstanden, dass alle Anregungen, Verbesserungsvorschläge und Kritiken letztlich ignoriert wurden. Auch wenn bei Ihnen trotz aller Einzelkritik möglicherweise der Eindruck entsteht, dass das doch im Großen und Ganzen anscheinend funktioniert, möchten wir Ihnen die Rückmeldung nahebringen, dass es für uns in der Anwendung und Handhabung in vielen Dingen wenig praktikabel ist (Portokosten / Abrechnungsformen etc.) und wir uns in der Praxis jahrelang mühsam mit Unzulänglichkeiten herumschlagen müssen, die eigentlich mit wenig Aufwand sinnfälliger und praktikabler geändert werden könnten."
Der Brief endet mit einem Appell, eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten anzustreben, sofern dazu bei den Verantwortlichen von Abebooks/ZVAB überhaupt die Bereitschaft bestehe: "Wir möchten […] gemeinsam darauf aufmerksam machen und an Sie appellieren, im Sinne einer fruchtbareren Zusammenarbeit grundsätzlich mehr auf Ihre Partner-Antiquariate einzugehen, Neuerungen sinnfällig zu programmieren und zunächst vorher zu überprüfen und sodann auch verständlich zu erklären, wirklich zuzuhören und solch fundamentale Dinge wie die Versandkosteneinstellungen endlich umzusetzen."
Es handelt sich hier nicht um eine Rechnung, sondern um eine Proformarechnung.
Waren sind beim Versand in oder aus Ländern außerhalb der EU gemäß der Zollbestimmungen grundsätzlich deklarationspflichtig. Wird eine Rechnung pro forma (lat. der Form halber) ausgestellt, dann dient dies dem Zweck der Deklarationspflicht beim Warenverkehr mit Drittländern nachzukommen auch wenn keine Zahlung fällig ist.
Ich sehe da kein Handlungsbedarf seitens Abebooks.
Auch eine Proforma-Rechnung sollte den Mindestanforderungen genügen.
Diese Vorlage ist vielleicht gut gemeint, aber überflüssig. Unsere üblichen Handelsrechnungen sind allemal ausreichend.
Übrigens ist auch die freitägliche Abebooks-'Rechnung' keine Rechnung sondern eine ABrechnung.
Es ist doch nicht so schwer, die richtigen zutreffenden Begriffe zu verwenden. Ebensowenig ist es schwer, mit den Händler in eine fruchtbringende Kommunikation zu treten.
Überall im Amazon-Universum ist die Rede davon, daß 'den Kunden ein positives Einkaufserlebnis geboten werden soll'. Das ist ja durchaus zu unterstreichen, aber für diesen Anspruch braucht ein ehrlicher Kaufmann nicht Amazon und Co., denn das ist eine absolute Selbstverständlichkeit. Da aber auch die Händler zahlende Kunden der Plattformen sind, vermisse ich manchmal einen ebensolchen Anspruch um ein positives VERkaufserlebnis.
Zu beachten ist, daß Abebooks nicht verpflichtet ist, eine Proforma-Rechnung zur Verfügung zu stellen, ebensowenig wie Lieferscheine. Man sollte also schon allein dafür eher dankbar sein.
Abebooks kann man nicht anlasten, daß ein Teil der Antiquare sich nicht über die Pflichten im Zusammenhang mit dem Brexit bei Lieferung in Nicht-EU-Staaten beschäftigt hat, obwohl eine reger Informationsfluß seitens DHL, DPD, usw. sowie den IHKs stattfand.
Ebensowenig kann der Plattform Abebooks angelasstet werden, daß mutmasslich die Software-Häuser für antiquarische Warenwirtschaftssysteme dem Thema nicht gewachsen sind.
Ein Beispiel wie es geht:
https://forum.jtl-software.de/threads/brexit-und-jtl-wawi-das-solltest-du-wissen.144944/
Für den JTL-Anwender war das Thema Brexit in ca. 20 Minuten erledigt.
Ein Antiquar, der nur die typischen Plattformen ZVAB, Abebooks und Booklooker bespielt, kann die Software JTL-Wawi sogar völlig kostenlos nutzen.
Beschrieben hatte ich dies mal in einem Blogbeitrag.
https://www.jens-falk.de/2019/01/17/mit-kostenloser-software-erfolgreich-ein-antiquariat-fuehren/
Dies ist aber nur ein Beispiel für die unzureichende Kommunikation mit AbeBooks/ZVAB, die zu verbessern Herr Braun und zahlreiche KollegInnen sich vorgenommen haben. Ein besonderer Stein des Anstoßes ist schon lange die Versandkostenregelung, die immer wieder zu Kunden-Unmut führt. Dazu hier noch ein Zitat aus dem Schreiben: „Unabhängig davon, ob das in der vorliegenden Form nach EU-Recht überhaupt zulässig ist: Sie machen sich vermutlich keine Vorstellung, wie oft wir Kunden im Ausland mühsam erläutern müssen (in fremder Sprache) - dass und warum die angezeigten Portokosten in diesem oder jenem Falle höher sind als angezeigt. Es sorgt bei den Kunden für Frustration, weil sie gewohnt sind, dass ALLE Internetshops und Portale die Portokosten vor dem Kauf richtig anzeigen. Der Ärger der Kunden richtet sich nicht auf AbeBooks, sondern gegen das jeweilige Partner-Antiquariat, weil der Kunde gar nicht begreift, dass das Portal AbeBooks dies gar nicht bereitstellt."
Und es gibt weitere „Baustellen“, die in dem Schreiben angesprochen werden.
Wir hoffen nun auf einen konstruktiven Dialog im Sinne einer verbesserten Zusammenarbeit aller Beteiligten.