Umfrage Antiquariat 2022
Wie ist Antiquar:innen in den letzten zweieinhalb Jahren ergangen? Ergebnisse einer anonymen Online-Umfrage, gedacht als Momentaufnahme.
Wie ist Antiquar:innen in den letzten zweieinhalb Jahren ergangen? Ergebnisse einer anonymen Online-Umfrage, gedacht als Momentaufnahme.
Wie haben sich Ihre Umsätze in den Jahren 2020 und 2021 entwickelt?
Die Antworten fallen sehr uneinheitlich aus, das weite Spektrum der Äußerungen reicht von "negativ" und "insgesamt rücklaufend" über "stabil" und "zufriedenstellend" bis zu „gut“ und "+40%". 2020 war offenbar für nicht wenige Marktteilnehmer ein positiveres Geschäftsjahr als 2021, vor allem der erste Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 sorgte teilweise für kräftig steigende Online-Umsätze.
Wie entwickeln sich Ihre Umsätze seit Jahresanfang 2022?
Mit signifikanten Ausnahmen ist hier eine klarere Richtung zu erkennen als bei der ersten Frage: das erste Halbjahr 2022 war für den Antiquariatshandel vielfach wirtschaftlich schwierig. In mehreren Antworten wird der Krieg in der Ukraine angesprochen. Ein besonders pessimistischer Kommentar lautet: "Seit dem 24.02.2022 erschreckend negativ, ca. 30 % weniger Bestellungen." Ein anderer: "ab 24.2.2022 deutlicher Einbruch ohne spürbare Erholung."
Das Bild ist naturgemäß uneinheitlich, eine Antwort lautet beispielsweise: "Sehr guter Januar, Februar bis April ordentlich, Mai sehr gut, Juni sehr schlecht; keine eindeutige Tendenz erkennbar".
Auf welchen Wegen verkaufen Sie hauptsächlich Bücher (Ladenlokal/stationär, eigener Webshop, Abebooks, Booklooker & Co. etc.)?
Die Antworten auf diese Frage fallen wenig überraschend aus, Plattformen wie Abebooks/ZVAB, Ebay und Booklooker nehmen seit vielen Jahren eine führende Rolle ein. Beispiele für Antworten: "zvab/abebooks / ebay / Amazon / booklooker / Buchfreund (in dieser Reihenfolge)", "Antiquariat.de (wenig, leider) Booklooker (einige) Abebooks (die meisten, leider) 'Außenrumbestellungen' der Kunden unter Umgehung der Plattformen", "Abebooks/ZVAB, Booklooker, Ebay, Amazon", "zvab/Abebooks, booklooker, Amazon, buchfreund, antiquariat.de (etwa in dieser Reihenfolge abnehmend)", "ZVabe, Booklooker, Buchfreund, Antiquariat.de, biblio.com, zeitweise Ebay, eigener Webshop", "Etwa: 40% Abebooks/ZVAB, 30% Amazon, 25% Booklooker, 5% Buchfreund".
Eigene Ladenlokale werden mehrfach genannt. Stammkunden, Direktangebote, Auktionseinlieferungen und gelegentliche Teilnahmen an Verkaufsveranstaltungen sind unter den Nennungen eher Ausnahmen.
Welche organisatorischen und rechtlichen Fragen beschäftigen Sie derzeit am meisten?
Ganz vorn stehen hier, aus guten Gründen, Themen rund um den Versand (Kostensteigerungen, Abwicklung) und Verpackungsverordnung, vor allem auch in der unübersichtlich gewordenen europäischen Perspektive. Mehrere Antworten bringen die Problematik, mit der sehr viele Marktteilnehmer in zunehmender und wohl unverhältnismäßiger Weise konfrontiert sind, auf den Punkt: "Verpackungsverordnungen, uneinheitliche Regelungen in der EU" und "OSS, ERP und die immer weiter zunehmende Gängelung kleiner Versandunternehmen sowie die ständigen Portoerhöhungen bei gleichzeitiger Unfähigkeit die Kernaufgaben eines Versandunternehmens ordnungsgemäß wahrzunehmen".
Planen Sie in den nächsten 12 Monaten eine Teilnahme an Verkaufsveranstaltungen bzw. Antiquariatsmessen im In- oder Ausland? (und wenn ja, an welchen?)
Die meisten Umfrageteilnehmer:innen verneinen die Frage. Als Ausnahmen tauchen unter anderem "Teilnahmen im regionalen Umfeld", der Büchermarkt in Raesfeld, die Oldtimer-Veranstaltung Classic Days in Düsseldorf, der Braunschweiger Antiquariatstag, die von Christoph Neumann ausgerichtete Bücherlust in Berlin-Karlshorst und die Ludwigsburger Messe des Verbands Deutscher Antiquare im Juni 2023 auf. An der kürzlich für den Herbst 2022 abgesagten Ruhr.Antiquaria hätten sich mehrere Antwortende beteiligt.
Hat sich Kundenverhalten seit 2020 aus Ihrer Wahrnehmung geändert?
Die meisten Umfrageteilnehmer:innen stellen kein grundsätzlich geändertes Kundenverhalten fest. Auch hier gibt es interessante Ausnahmen: "Die Zahlungsmoral hat sich leicht verbessert. Durch Homeoffice haben viele Kundinnen und Kunden ihre finanziellen Angelegenheiten besser im Blick." Eine ähnliche Antwort: "Ja, die Zahlungsmoral der Kunden hat sich gebessert – meist reicht eine Erinnerung." Die Kunden seien in jüngerer Vergangenheit "zögerlicher", diese Einschätzung findet sich mehrfach. Ein Marktteilnehmer nimmt dagegen eine "leichte Tendenz hin zu exklusiverer Ware" wahr. Dazu passt die Aussage, die Kunden seien "entschlossener, anspruchsvoller und vor allem internationaler" geworden.
Welche geschäftlichen Perspektiven sehen Sie für das zweite Halbjahr 2022?
Die Antworten auf diese Frage sind sehr unterschiedlich. In Auswahl:
"Vorsichtig optimistisch. Einerseits gute Ware für den Verkauf vorhanden und bald im Verkauf, andererseits belastet die allgemeine wirtschaftliche Lage. Wir vermuten zum Ende des Jahres mit den Heizkostenabrechnungen einen deutlichen Einbruch."
"Eher pessimistisch, durch die Inflationsrate werden jegliche Bemühungen zunichte gemacht, bürokratische Anforderungen kosten Zeit und Nerven."
"Völlig absehbarer Weise können die Kunden jeden Euro nur einmal ausgeben. Wer die drei- bis sechsfachen Ausgaben allein für Gas erwartet, muss sparsam sein. Die Inflation tut ihr übriges."
"Im Moment zeigt die Kurve leicht nach oben."
"Erhebliche Gewinnreduzierung, bis hin zur Infragestellung der Geschäftstätigkeit"
"Noch mehr arbeiten, um das Niveau halten zu können."
"Durchhalten und hoffen! Uns ist die Möglichkeit zur Aktivität genommen worden!"
An der anonymen Umfrage haben sich 30 Personen beteiligt. Herzlichen Dank für die Teilnahme!