Antiquariat

Rainer Friedrich Meyer gestorben

23. Februar 2024
Redaktion Börsenblatt

Der Berliner Antiquar Rainer Friedrich Meyer ist, wie erst jetzt bekannt wurde, im Dezember 2023 im Alter von 72 Jahren gestorben.

Rainer Friedrich Meyer, Jahrgang 1951, gründete sein Versandantiquariat im Frühjahr 1990 in Berlin-Charlottenburg und erstellte eine Reihe sorgfältig bearbeiteter Verkaufskataloge und -listen; das Angebot umfasste, in Meyers eigenen Worten, „seltene und wertvolle Bücher des 15. bis 20. Jahrhunderts“: „Handschriften, schöne handgefertigte Einbände, Pressendrucke, Erstausgaben ebenso wie Werke aus Naturwissenschaft, Linguistik, Philosophie und Religion“.

Meyer zählte in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zu den ZVAB-Pionieren und war 2001 engagiertes Gründungsmitglied der Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ). Auf der Berliner Antiquariatsmesse LiberBerlin stellte er mehrfach aus. Dem Verband Deutscher Antiquare gehörte Meyer bis 2005 als Mitglied an.

Zum Jahresende 2016 beendete Rainer Friedrich Meyer seine Tätigkeit als Antiquar. Sein Lagerbestand und die Handbibliothek wurden durch den Berliner Kollegen Erich Bürck übernommen.

Neben seiner buchhändlerischen Betätigung widmete sich Meyer unter anderen der Schwarzweißfotografie; er übersetzte buddhistische Texte und das Evangelium nach Thomas ins Deutsche und veröffentlichte eigene kurze Texte. Er sammelte Gitarren, Netsuke, Glas (Vasen von Émile Gallé) und Rechenschieber, widmete sich dem Buddhismus und okkulten Interessen und spielte E-Gitarre.

Rainer Friedrich Meyer war wegen seines Fachwissens innerhalb der Branche geachtet und wegen seiner scharfen Zunge gefürchtet. Seine Beiträge in der Fachzeitschrift Aus dem Antiquariat widmeten sich unter anderem dem Online-Antiquariatshandel, der Preisfindung bei Büchern sowie der Perspektive der Antiquariatsmessen. Die hohen Maßstäbe, die er an sich selbst anlegte, legte er auch bei Mitmenschen an. Die Arbeit der Redaktion Antiquariat begleitete er über viele Jahre mit kritischem Rat und Loyalität. Sein Tod stellt für die Antiquariatswelt, deren Entwicklung er seit Langem, wenn nicht alles täuscht, eher pessimistisch-resignativ beobachtete, einen erkennbaren Verlust dar.

Das Material für diesen Nachruf haben Thomas Paulitz (Görlitz) und Erich Bürck (Berlin) zusammengetragen. Meyers genaues Todesdatum (am oder kurz nach dem 19. Dezember 2023, dem letzten Bearbeitungstag seiner Homepage?) ist nicht bekannt.

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