Antiquariat

Erfolgreiches Comeback der Leipziger Antiquariatsmesse

30. April 2023
Redaktion Börsenblatt

Noch vor einem halben Jahr schien die Zukunft der Leipziger Antiquariatsmesse völlig offen. Nun ist den Veranstaltern Marianne Fleischer-Bartsch (Berlin) und Stefan Lenzen (Düsseldorf) mit rund 40 Ausstellern ein fulminanter Neustart geglückt.

In den ersten Stunden nach der Eröffnung der Messe am frühen Freitagnachmittag waren die stilvollen „Salles de Pologne“ in der Innenstadt brechend voll. Das enorme Interesse an Gesprächen und Büchern war mit Händen zu greifen – die letzte Leipziger Antiquariatsmesse liegt vier Jahre zurück. Auch am gestrigen zweiten Tag, an dem die Messe um 10 Uhr öffnete, waren die Räume durchgehend gut gefüllt. Entsprechend herrschte an den Ständen gute Stimmung – Freude über die Rückkehr nach Leipzig, Lob für das Engagement des Veranstalters und die professionelle Organisation, lebhafter Handel, Kontakte. Ein Kritikpunkt, der hier und da geäußert wurde: die stellenweise unzureichende Beleuchtung der Stände.

Ausgewählte Verkäufe aus dem Messekatalog (im dem nicht alle Aussteller vertreten waren):

Hußlein (Planegg) – Wilhelm Busch, eigenhändiger Briefentwurf, 1906 (2.200 Euro); Nelly Sachs, Autograph, 1965 (750 Euro)

Knöll (Lüneburg) – Thomas Bernhard, Auslöschung, 1986, signiert (900 Euro); Robert Gernhardt, Zeichnung und Widmung (240 Euro); Siegfried Lenz, Deutschstunde, Vorzugsausgabe, 1968 (400 Euro); Brigitte Reimann, Der Tod der schönen Helena, 1955 (240 Euro)

Lenzen (Düsseldorf) – Emil Orlik, Trotzki, Zeichnung 1918 (1.800 Euro); Thomas Mann, Der Tod in Venedig, Vorzugsausgabe (18.000 Euro); J. C. Schulenburg, Unvorgreiflicher Vorschlag …, 1724 (1.400 Euro)

Neidhardt (Böblingen) – Biblia, Bremer Presse, 1926 bis 1928 (3.000 Euro)

Rotes Antiquariat (Berlin) – Aktenkoffer mit Dokumenten zum „Leseland DDR“ (8.000 Euro)

Sächsisches Auktionshaus Wend (Leipzig) – Max Klinger (Radierungen), Amor und Psyche, 1880 (1.800 Euro)

Tasbach (Berlin) – Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreichs (4.700 Euro); Album Amicorum aus Graz (500 Euro); Sammlung DDR-Originalfotografie (1.500 Euro)

Wilder (Hannover) – Goethe, Faust, Radierungen von Sepp Frank (380 Euro); Wolf Biermann, Und die Nacht bleibt hell, mit Collagen von Hans Witte, 1995 (130 Euro)

Die nächste Leipziger Buchmesse findet vom 21. bis 24. März 2024 statt – hoffentlich wieder mit einer integrierten Antiquariatsabteilung, wie sie von 1998 bis 2019 bestand (Gründungsort der Veranstaltung war 1995 die Untergrundmessehalle in der Innenstadt). Auch wenn sich einige Aussteller des diesjährigen Nach-Pandemie-Durchlaufs mit einer auf zwei Tage verkürzten separaten Antiquariatsmesse anfreunden könnten oder diese Option jedenfalls nicht ausschließen wollten – Mitorganisator Stefan Lenzen äußert sich eindeutig: „2023 war eine Ausnahme, zum Glück eine sehr erfolgreiche. Wir wollen zurück in die Buchmesse.“ Aus Sicht des Berichterstatters bietet der Verlauf der Leipziger Antiquariatsmesse 2023 eine ideale Grundlage für alle weiteren Planungen.

Björn Biester

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