Alle sollten lesen können!
Viele Menschen in Deutschland können nicht richtig lesen – Kinder wie Erwachsene. Oft werden die Defizite von Generation zu Generation weitergegeben. Wie lässt sich das ändern? Vorschläge und Projekte.
Viele Menschen in Deutschland können nicht richtig lesen – Kinder wie Erwachsene. Oft werden die Defizite von Generation zu Generation weitergegeben. Wie lässt sich das ändern? Vorschläge und Projekte.
Dass Lesen die Grundlage von Bildung ist, aber längst nicht alle flüssig lesen und den Sinn des Gelesenen verstehen können: Der Befund ist seit Langem klar. 12,5 Prozent der Viertklässler*innen in Deutschland erreichen nicht die Mindestanforderungen beim Lesen, ein Fünftel der 15-Jährigen kann den Sinn einfacher Texte nicht erfassen, 6,2 Millionen Erwachsene sind funktionale Analphabeten: Die Zahlen zeigen die Schwachstellen beim Lesenlernen. Vor wenigen Wochen haben Stiftung Lesen und Börsenverein mit rund 150 Partnern von A wie ADAC-Stiftung bis Z wie Zentralverband Elektronikindustrie einen nationalen Lesepakt geschlossen, unter der Schirmherrschaft von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek. Auch hier sind sich alle darin einig, wie wichtig Lesen und Leseförderung ist. Ein konzertiertes Projekt zur Behebung der Defizite gibt es im Pakt allerdings nicht.
Nicht nur der Arbeitskreis für Jugendliteratur als einer der 150 Partner fordert deshalb als nächsten Schritt eine orchestrierte Aktion. Ihr Vorsitzender Ralf Schweikart erinnert an Kirsten Boies Hamburger Erklärung (»Jedes Kind muss lesen lernen«) von 2018 und die darin erhobene und immer noch unerfüllte Forderung, dass neben gutem Willen und gemeinsamem Schulterschluss auch finanzielle Mittel und Professionalisierung notwendig seien. Schweikart zieht einen Vergleich zum Digitalpakt: »Der beinhaltet eben auch nicht die Idee, dass Eltern ihre ausgemusterten Rechner den Schulen schenken und zur Installation oder dem Update mal eben die Großeltern vorbeikommen und das so nebenbei erledigen. Sondern einen klaren Finanzierungsplan.« Wenn von Digitalisierung als Schlüsseltechnologie für die Zukunft gesprochen werde: Was sei dann erst die Lesefähigkeit? »Diejenigen, die am Ende der vierten Klasse nicht sinnerfassend lesen können, werden sicher nicht diejenigen sein, die später mal intuitiv zu bedienende Lernapps programmieren und herausragende pädagogische Konzepte für Tablets im Schulunterricht entwickeln.«
Zunächst muss ich erkennen: Wo liegen die Probleme bei dem Kind, das sich mit dem Lesen schwertut?
Susanne Lux, IG Leseförderung im Börsenverein
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