ABC der Indies
Unabhängige Verlage wie zu Klampen stehen für eine bunte Bücherlandschaft – und teilen ähnliche Sorgen und Glücksmomente. Ein Independent-Alphabet, entstanden nach einem Gespräch mit Verleger Dietrich zu Klampen.
Unabhängige Verlage wie zu Klampen stehen für eine bunte Bücherlandschaft – und teilen ähnliche Sorgen und Glücksmomente. Ein Independent-Alphabet, entstanden nach einem Gespräch mit Verleger Dietrich zu Klampen.
Dem Early Adopter Dietrich zu Klampen (65) verdankt der Autor dieses nicht ohne Augenzwinkern arrangierten ABC sein erstes Smartphone: Der Verleger wischte zur Leipziger Buchmesse im März 2010 so enthusiasmiert über sein iPhone, dass man sofort auch so ein Spielzeug haben wollte. Zwischen jenem Device und dem Gerät, das an einem strahlenden Wintertag im Leipziger Café Grundmann ein Gespräch mit Dietrich zu Klampen aufzeichnet (der eben seinen Autor Christoph Türcke besucht hat), liegen viele Generationen – die Themen sind die gleichen wie seit Jahrzehnten. Und kulminieren in der Frage: Wie, bitte, kriege ich mein Buch neben die Ladenkasse? Wenn Verlage, die sich in einer bestimmten historischen Situation entwickelt haben, in die Jahre kommen, wird es schwieriger, auf nachwachsende Lesergenerationen einzugehen. Wie geht man mit der Zeit, ohne »zeitgeistig« zu sein? Auch aus den jüngsten Indies werden mal ältere – wenn sie gut sind.
Anfänge, die: Im August 1983 tankte Deutschland erstmals bleifrei und die von Helmut Kohl postulierte »geistig-moralische Wende« ließ grüßen. Wer damals ein Buch mit dem sperrigen Titel »Krise und Kritik. Zur Aktualität der Marxschen Theorie« veröffentlichte (und dafür eigens einen Verlag gründete!) schielte nicht nach dem Zeitgeist. Für die Philosophiestudenten Dietrich zu Klampen, Rolf Johannes und Gerhard Schweppenhäuser war Lüneburg Anfang der 80er eine Insel der Seligen: Man las noch ganze Bücher, um danach leidenschaftlich zu diskutieren. Professoren wie Christoph Türcke oder Schweppenhäusers Vater Hermann, der noch bei Horkheimer und Adorno promoviert hatte, machten die Pädagogische Hochschule in der niedersächsischen Provinz zu einer kleinen Hochburg der Kritischen Theorie. »Uns ging es, so pathetisch das heute klingen mag, um Aufklärung. Wir wollten, was wir gelernt hatten, in die Welt tragen«, sagt Dietrich zu Klampen. Die Gründerzeit folgt ihren eigenen Regeln: Heute geht es um Zielgruppenanalyse statt revolutionäre Sendung. Ein Businessplan war für zu Klampen und seine Freunde das Letzte, an das zu denken war, wenn die Beiträge einer Ringvorlesung in schauerlichem Blocksatz zwischen Buchdeckel gebracht wurden. Vgl. auch Computer.
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