Die lebensweltliche Verankerung von Geschichten und Darreichungsformen kann nicht genug betont werden. Anstatt uns in Kulturpessimismen und Untergangsrhetorik zu verlieren, müssen wir uns bewusst machen, in welcher Hinsicht wir selbst Teil des Problems sind. Mantras à la »Böse Techkonzerne, böses TikTok, YouTube, Fortnite« helfen hier herzlich wenig. Vielmehr sollten alle Branchenteilnehmer genauer hinsehen, welche Faszination von diesen Angeboten ausgeht und welche positiven Effekte sie auch auf die Lesemotivation haben könnten. Es muss die Frage erlaubt sein: Wie werden wir als Buchbranche Teil eines Fortschrittsprozesses bei der Rezeption von Inhalten – anstatt uns immer und immer wieder auf denselben »Rückbesinnungskurs« zu begeben, der uns doch gerade genau dorthin gebracht hat, wo wir jetzt sind: in die Rat- und Machtlosigkeit einer Generation gegenüber, die sich eben nicht mehr bedingungslos für geschriebene Inhalte interessiert? Es muss das oberste Ziel sein, die Lebenswelt ebenjener Generation ernst zu nehmen, aufzugreifen und sich in ihr zu bewegen, anstatt sie als »Zeitgeist«, »Populärkultur« oder durch andere Zuschreibungen abzuwerten.