Interview: Peter Haag über den Farbschnitt-Boom

"Viele Bücher wirken wie überdekorierte Christbäume"

20. März 2024
Sabine Cronau

Farbschnitt? Für Kein & Aber nichts Neues. Denn die Taschenbücher des Schweizer Verlags erscheinen schon seit 2012 mit buntem Buchblock. Verleger Peter Haag über die gestalterische Idee hinter seiner Pocket-Reihe – und die aktuelle Farbexplosion auf den Büchertischen.

Porträtfoto Peter Haag

Peter Haag

Die Pocket-Reihe von Kein & Aber ist seit Jahren ein Blickfang im Handel. Wenn Sie es beziffern müssten: Welchen Anteil hat der Farbschnitt am Erfolg der Taschenbücher, ganz abgesehen von der literarischen Qualität der Autor:innen?

Es gibt doch den berühmten Spruch, der Henry Ford zugeschrieben wird: „Ich weiß, die Hälfte meiner Werbung ist hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur nicht, welche Hälfte.“ Ein bisschen so geht es mir bei der Antwort auf diese Frage. Fest steht: Wir haben den Farbschnitt vor zwölf Jahren wieder ins Gespräch gebracht. Als wir damals unser eigenes Taschenbuchprogramm gestartet haben, wollte ich schöne Bücher mit einer besonderen Materialität machen – und nicht so dicke Bretter mit einem Satzspiegel, der zwei Millimeter an den Rand heranreicht.

Wenn die Menschen so viel Sorgfalt darauf verwenden, ihre Wohnung einzurichten, dann möchten sie sich keine hässlichen Bände ins Regal stellen – das war die Überlegung dahinter. Gleichzeitig hatte ich die Stapelpräsentation im Buchhandel im Blick: Wie lässt sich möglichst schnell erkennen, wo unsere Bücher stehen? Da war der Farbschnitt die optimale Lösung. Er hat die Reihe bekannt gemacht und ist zum Markenzeichen geworden. Von daher: Ja, er hat sicher zum Erfolg beigetragen.

Farbschnitt ist nicht billig. Wie rechnet sich das beim Taschenbuch?

Ich habe mich damals gefragt: Warum soll ich viel Geld in die Werbung für meine neuen Taschenbücher stecken, wenn die Reihe auch für sich selbst werben kann? Die besondere Gestaltung mit weißem Cover, Farbschnitt und dem Autorennamen in derselben Farbe hat dabei geholfen, die Reihe bekannt zu machen. Außerdem dürfen wertige Bücher auch etwas kosten. Wir haben für unsere Taschenbücher von Anfang an ein, zwei Euro mehr genommen als üblich. Das erfreut nicht zuletzt den Buchhandel. Denn ganz ehrlich: 9,90 Euro für ein Taschenbuch – da blieb für den Handel schon immer viel zu wenig hängen.

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