Das Bundeskartellamt hat eine eigene Mitteilung (4. November) zur Freigabe des Erwerb von Vermögensgegenständen der insolventen buecher.de GmbH & Co. KG durch die Thalia Bücher GmbH verschickt. Darin heißt es, die Thalia-Gruppe sei das mit Abstand größte stationäre Buchhandelsunternehmen in Deutschland. Sie übernehme den bestehenden Geschäftsbetrieb der buecher.de, einschließlich der Kundinnen- und Kundenbeziehungen sowie der buecher.de-Marken und Domains. buecher.de ist ein reiner Onlinehändler.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erläutert: "Thalia verfügt über eine bedeutende Marktposition im stationären Buchhandel und ist der größte Omnichannel-Anbieter. Wir haben uns in diesem Fall schwerpunktmäßig den Beschaffungsmarkt für Bücher genauer angesehen, auf dem Thalia eine wichtige Rolle für die Verlage spielt. Wir konnten den Zusammenschluss aber letztendlich noch in der ersten Phase freigeben. Für die Freigabe war unter anderem maßgeblich, dass der beschaffungsseitige Zuwachs durch buecher.de sehr gering ist und weitere starke Nachfrager bzw. Nachfragergruppen vorhanden sind. Auf der Absatzseite existiert mit Amazon ein deutlich größerer Wettbewerber beim Onlinehandel, sodass der Erwerb der kleinen buecher.de keine wettbewerblichen Probleme erwarten ließ."
Auch bei Betrachtung eines etwaigen Gesamtmarkts für den stationären und den Onlineabsatz von Büchern stünden den Kundinnen und Kunden mit den unabhängigen Buchhändlern, anderen Buchhandelsketten wie Hugendubel und dem Onlinehandel ausreichend Alternativen zur Verfügung.
Im Bereich der Beschaffung gedruckter Bücher verfüge Thalia allerdings bereits über erhebliche Nachfragemacht gegenüber den Verlagen und dem Großhandel. Thalia unterscheide sich hier von Amazon als weiterem nachfragestarken Unternehmen, insbesondere durch die bundesweit, oft in Innenstadtlagen vorhandenen Ladengeschäfte. Thalia habe damit einen anderen Zugang zu Endkundinnen und -kunden als Amazon, "der beispielsweise für die Bewerbung neuer Bücher bei ihrer Markeinführung von besonderer Bedeutung sein kann und erheblichen Einfluss auf die Verhandlungsposition von Thalia gegenüber Verlagen und Barsortimentern haben kann", räumt das Bundeskartellamt ein – kommt aber zu dem Ergebnis: "Allerdings war der durch den Erwerb der buecher.de mögliche Zugewinn an Beschaffungsvolumen nach den durchgeführten Ermittlungen letztlich sehr gering. Dies gilt auch, wenn man den vorangehenden Erwerb der Weltbild-Assets miteinbezieht ([siehe Meldung auf Börsenblatt online]). Deshalb konnte der geplante Zusammenschluss im Vorprüfverfahren freigegeben werden."