Bundeskartellamt erteilt Freigabe

Thalia übernimmt buecher.de

4. November 2024
von Börsenblatt

Thalia erwirbt mit sofortiger Wirkung sämtliche Vermögensgegenstände des Online-Buchhändlers buecher.de, eine Tochter der insolventen Weltbild-Gruppe. Das Bundeskartellamt hat am 4. November die Freigabe für diese Transaktion erteilt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Update: So begründet des Bundeskartellamt seine Entscheidung.

Die Thalia Bücher GmbH erwirbt der Mitteilung des Hagener Filialisten zufolge mit sofortiger Wirkung sämtliche Vermögensgegenstände des Online-Buchhändlers buecher.de im Rahmen eines Betriebsübergangs. Somit werden alle Mitarbeitenden der buecher.de GmbH & Co. KG übernommen und behalten zu unveränderten Konditionen ihren Arbeitsplatz, heißt es weiter. Für buecher.de war im Zuge der Weltbild-Insolvenz im Juli 2024 ebenfalls ein Insolvenzantrag gestellt worden (zur Meldung auf Börsenblatt online).

Die Verträge für die Übernahme durch Thalia hätten der buecher.de-Insolvenzverwalter Christian Plail von der Wirtschaftskanzlei SGP Schneider Geiwitz und Thalia bindend und rechtswirksam geschlossen. Am Montag, den 4. November 2024, hat das Bundeskartellamt die Freigabe für diese Transaktion erteilt. Auch der Gläubigerausschuss der buecher.de GmbH & Co. KG habe dem Abschluss der Verträge bereits zugestimmt. "Der Investorenprozess hat bestätigt, dass buecher.de eine starke Marke ist. Mehrere Interessenten haben intensiv um den Zuschlag gerungen. Der erzielte Abschluss ist ein großer Erfolg für buecher.de und die Gläubiger, der mich sehr freut", sagt der SGP-Restrukturierungsexperte Christian Plail.

Thalia: "buecher.de bleibt als Marke erhalten"

Ingo Kretzschmar, Vorsitzender der Geschäftsführung von Thalia, sagt: "Buecher.de ist eine hervorragende Ergänzung für die Thalia Gruppe. buecher.de hat loyale Kunden und bleibt auch künftig als Marke erhalten. Nicht nur für Thalia, sondern auch für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit des Buchhandelsstandorts Deutschland ist diese Übernahme ein ausgesprochen positiver Impuls." 

Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Die buecher.de-Kunden sollen datenschutzkonform in die Übertragung eingebunden werden. Der Kaufpreis fließt der Insolvenzmasse zu, aus der zum Ende des Verfahrens die Gläubiger quotal befriedigt werden.

buecher.de beschäftigt am Standort Augsburg 34 Mitarbeitende und erzielte im Geschäftsjahr 2023 laut Mitteilung einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro. Das Unternehmen gehörte zur WB D2C Group. Durch die starke Abhängigkeit zur Konzern-Schwester Weltbild musste auch buecher.de im Juli 2024 einen Insolvenzantrag stellen. Nach eigenen Angaben hat buecher.de über 15 Millionen Artikeln in den Bereichen Bücher, Musik, Filme, Software, Technik, Games, Spielzeug im Angebot und verfügt über rund 13 Millionen Kundinnen und Kunden. 

Update: Bundeskartellamt begründet Freigabe

Das Bundeskartellamt hat eine eigene Mitteilung (4. November) zur Freigabe des Erwerb von Vermögensgegenständen der insolventen buecher.de GmbH & Co. KG durch die Thalia Bücher GmbH verschickt. Darin heißt es, die Thalia-Gruppe sei das mit Abstand größte stationäre Buchhandelsunternehmen in Deutschland. Sie übernehme den bestehenden Geschäftsbetrieb der buecher.de, einschließlich der Kundinnen- und Kundenbeziehungen sowie der buecher.de-Marken und Domains. buecher.de ist ein reiner Onlinehändler.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erläutert: "Thalia verfügt über eine bedeutende Marktposition im stationären Buchhandel und ist der größte Omnichannel-Anbieter. Wir haben uns in diesem Fall schwerpunktmäßig den Beschaffungsmarkt für Bücher genauer angesehen, auf dem Thalia eine wichtige Rolle für die Verlage spielt. Wir konnten den Zusammenschluss aber letztendlich noch in der ersten Phase freigeben. Für die Freigabe war unter anderem maßgeblich, dass der beschaffungsseitige Zuwachs durch buecher.de sehr gering ist und weitere starke Nachfrager bzw. Nachfragergruppen vorhanden sind. Auf der Absatzseite existiert mit Amazon ein deutlich größerer Wettbewerber beim Onlinehandel, sodass der Erwerb der kleinen buecher.de keine wettbewerblichen Probleme erwarten ließ."

Auch bei Betrachtung eines etwaigen Gesamtmarkts für den stationären und den Onlineabsatz von Büchern stünden den Kundinnen und Kunden mit den unabhängigen Buchhändlern, anderen Buchhandelsketten wie Hugendubel und dem Onlinehandel ausreichend Alternativen zur Verfügung.

Im Bereich der Beschaffung gedruckter Bücher verfüge Thalia allerdings bereits über erhebliche Nachfragemacht gegenüber den Verlagen und dem Großhandel. Thalia unterscheide sich hier von Amazon als weiterem nachfragestarken Unternehmen, insbesondere durch die bundesweit, oft in Innenstadtlagen vorhandenen Ladengeschäfte. Thalia habe damit einen anderen Zugang zu Endkundinnen und -kunden als Amazon, "der beispielsweise für die Bewerbung neuer Bücher bei ihrer Markeinführung von besonderer Bedeutung sein kann und erheblichen Einfluss auf die Verhandlungsposition von Thalia gegenüber Verlagen und Barsortimentern haben kann", räumt das Bundeskartellamt ein – kommt aber zu dem Ergebnis: "Allerdings war der durch den Erwerb der buecher.de mögliche Zugewinn an Beschaffungsvolumen nach den durchgeführten Ermittlungen letztlich sehr gering. Dies gilt auch, wenn man den vorangehenden Erwerb der Weltbild-Assets miteinbezieht ([siehe Meldung auf Börsenblatt online]). Deshalb konnte der geplante Zusammenschluss im Vorprüfverfahren freigegeben werden."