Im Alter von 101 Jahren

Peter Demetz ist tot

2. Mai 2024
Redaktion Börsenblatt

In der Nacht von 29. auf 30. April ist der Germanist Peter Demetz in New Haven, Connecticut, gestorben. Er galt als letzter Vertreter der pragerdeutschen Literatur.

Peter Demetz

Der Paul Zsolnay Verlag trauert um seinen Autor Peter Demetz. Das frühe Kino war dem 1922 in Prag geborenen Demetz wieder zur Passion geworden: Er recherchierte noch im Alter von 95 Jahren in Wien für sein letztes Buch: „Diktatoren im Kino. Lenin, Mussolini, Hitler, Goebbels, Stalin“ – es war sein letzter Besuch in Europa. Demetz war der Sohn eines aus Südtirol eingewanderten Dramaturgen und einer jüdischen Filmausstatterin, die in Theresienstadt ermordet worden war. Mit Glück hatte er selbst als Zwangsarbeiter die Nationalsozialisten überlebt, hatte in Prag promoviert, war 1948 nach der kommunistischen Machtübernahme über Wien nach Deutschland geflüchtet und hatte in den USA ein zweites literaturwissenschaftliches Doktorat erworben. Die Yale Universität wurde zu seiner akademischen Heimat - bis zur seiner Emeritierung, 1991, bekleidete Demetz dort die Sterling-Professur.

"Was diesen letzten Vertreter der pragerdeutschen Literatur aber so besonders machte, das war seine Art zu schreiben. Geprägt von einem aufgeklärten Humanismus, vermochte er die Zeit aus der Literatur zu deuten und dabei das Ästhetische hochzuhalten. Seine Bücher, allen voran die Erinnerungen Mein Prag (2007) und Die Flugschau von Brescia: Kafka, d'Annunzio und die Männer, die vom Himmel fielen (2002), seine Kritiken (vor allem für New York Review of Books und die FAZ), seine Übersetzungen bieten dafür eindrucksvolle Beispiele", so Verlagsleiter Herbert Ohrlinger.