Die Siegfried Lenz Stiftung hat zur Vergabe eine Jury berufen.
Ihre Mitglieder sind:
- Günter Berg, Vorstand der Siegfried Lenz Stiftung, Hamburg
- Ulrich Greiner, Autor und Literaturkritiker, Hamburg
- Prof. Dr. Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses, Hamburg
- Annegret Schult, Buchhändlerin, Hamburg
- Monique Schwitter, Präsidentin der Freien Akademie der Künste, Hamburg
Das Jury-Urteil
„Die Jury des Siegfried Lenz Preises 2024 zeichnet mit der 1968 in der irischen Grafschaft Wicklow geborenen Claire Keegan eine der großen europäischen Erzählerinnen aus. Ihr Werk, das 1999 mit der Kurzgeschichtensammlung Wo das Wasser am tiefsten ist einsetzte, zeichnet sich durch eine meisterhafte sprachliche Verknappung aus, die ihrer Prosa Dichte verleiht und dem Ausgesparten so viel Bedeutung wie dem Erzählten zuspricht. Keegans Figuren, die oft fest verknüpft sind mit Irland und seiner Geschichte, leiden unter Verlusten, unter einer Einsamkeit, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.
Das Verschwiegene und Verdrängte hat sich in ihnen eingenistet, und dennoch strahlen Keegans Erzählungen und Romane, in denen jedes Wort mit Bedacht gesetzt ist, keine Hoffnungslosigkeit aus. So wie in ihrem Roman Kleine Dinge wie diese, wo ein Kohlenhändler sein Familienglück aufs Spiel setzt, weil er sich moralisch nicht länger schuldig machen will und den Grausamkeiten, die in einem Nonnenkloster geschehen, mutig entgegentritt. Wie in Das dritte Licht, wo ein kleines Mädchen zu Pflegeeltern kommt und in einem unvergesslichen Sommer, der nicht von Dauer sein wird, endlich Zärtlichkeit und Zuneigung erfährt. Oder wie in Reichlich spät, wo eine Frau sich aus der lieblosen Beziehung zu einem missgünstigen und letztlich glücklosen Mann befreit.
Claire Keegan blickt in ihren präzise durchgearbeiteten Texten auf das, was es heißt, ein Mensch zu sein und sich allen Fährnissen des Lebens entgegenzustemmen.
Claire Keegans Bücher erscheinen in der Übersetzung von Inge Leipold und Hans-Christian Oeser im Göttinger Steidl Verlag.“