It's Show-Time
Muss man als Autor:in heute gleichzeitig Medium und Botschaft sein, um zu überleben? Kolumnistin Constanze Kleis über Lesungen als riesengroßer Event.
Muss man als Autor:in heute gleichzeitig Medium und Botschaft sein, um zu überleben? Kolumnistin Constanze Kleis über Lesungen als riesengroßer Event.
AUSVERKAUFT! So künden aktuell Aufkleber auf den Billboards der Frankfurter Festhalle von einem erstaunlichen Phänomen: Dass die Auftritte von Buchautor:innen offenbar ähnliche Begehrlichkeiten wecken wie die von Taylor Swift oder André Rieu. Krimi-Autor Sebastian Fitzek ist jedenfalls nicht nur in Frankfurt, sondern auch in den größten Hallen in München, Berlin UND Stuttgart ausverkauft. Das wirft Fragen auf: Liegt es an der Aussicht, die "Größte Thriller Tour der Welt" zu erleben? Wie das Publikum von Pfahlsitzern oder Weitspuckern bei einem Guinness-Buch- der-Rekorde-trächtigen Superlativ dabei zu sein? Sich das harte Brot des Selbst-Lesens ersparen und trotzdem mitreden zu können?
Muss man heute, um Bücher zu verkaufen, ähnlich verfahren wie Eltern, die ihrem Kleinkind den Karottenbrei mit einem Quantum Entertainment – "ein Löffelchen für Tante Anni!" – versüßen wollen? Folgen auch Lesungen einem evolutionären Druck – um in der Aufmerksamkeitsökonomie ihr Überleben zu sichern? Kurz: Worin besteht der Magnetismus, der Menschen dazu bringt, bis zu 70 Euro auszugeben, um den Bestseller-Kochbuchautor Yotam Ottolenghi live zu erleben?
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