„Messen sind Treibhäuser für Optimismus“, sagte Philipp Nimmermann, Staatssekretär im Hessischen Wirtschaftsministerium, zur Buchmesse-Eröffnung in der Frankfurter Festhalle. Der Mann hat recht, endlich mal ein Treibhaus-Effekt, für den man nicht scheel angesehen wird. Als Nimmermann, der noch vor wenigen Monaten an gleicher Stelle geimpft wurde, Anfang Oktober die „Indoor Air“ eröffnete, die Frankfurter Fachmesse für Lüftung und Luftqualität, fiel sogar der Satz von der „Luft als Grundnahrungsmittel“. Das waren, wir erinnern uns, Bücher in Pandemiezeiten auch.
Die Frankfurter Buchmesse, die weltgrößte ihrer Art, ist eine der ersten, die wieder physisch stattfindet. Aus 1500 Teilnehmern sind im Schluss-Spurt noch 2000 aus 70 Ländern geworden, und auch wenn es 2019 noch vier Mal mehr waren, rücken die 500 Gäste in der Festhalle enger zusammen am digitalen Lagerfeuer der aufwändig produzierten Einspieler: Nun gerade!
Die Regie hat den Abend, der in alle Welt live gestreamt wird, dem neuen Mediennutzungsverhalten angepasst; ein Teil der üblichen Reden wurde mit der 1Live Stories-Moderatorin Mona Amezeane als Anchor-Frau in Talk-Formate umgesetzt, eine Struktur, die schon bei „Leipzig liest extra“ im Frühsommer zu beobachten war. Da plaudern die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und Philipp Nimmermann über private Buch-Sozialisation und die gesellschaftspolitische Dimension einer Messe, Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs lässt mit Buchmesse-Direktor Juergen Boos die letzten 18 Monate Revue passieren, mit ihren Wechselbädern aus Lockdowns und Öffnungen, kräftezehrend wie wenig zuvor. Und doch, so Schmidt-Friderichs, gehe es der Branche „erstaunlich gut“, habe sie „große Resilienz“ bewiesen. Und auch Boos konstatiert, nach anfänglicher Schockstarre: „Der Buchhandel hat sich weltweit als widerborstig erwiesen. Das Digitale hat ihn nicht gefressen.“