Primatenforscher und Buchautor

Frans de Waal ist tot

20. März 2024
von Börsenblatt

Der berühmte niederländische Primatenforscher Frans de Waal ist am 14. März im Alter von 75 Jahren in Atlanta, Georgia, an Magenkrebs gestorben. In seiner Forschung hat er aufgezeigt, dass Schimpansen, Bonobos und Kapuzineraffen viele Fähigkeiten haben, die man vermeintlich exklusiv den Menschen zuschreibt. 

Frans de Waal

Frans de Waal wurde am 29. Oktober 1948 in s’Hertogenbosch in den Niederlanden geboren. Er studierte Biologie in Nijmegen und Groningen, spezialisierte sich auf Ethologie, und promovierte an der Universität Utrecht. Danach zog er in die USA, wo er ab 1988 eine Professur für Verhaltensforschung an der biologischen Fakultät der University of Wisconsin–Milwaukee übernahm. 1990 wurde er an der Fakultät für Psychologie der Emory University (Atlanta) zum Professor für Psychobiologie berufen. Ab 1991 war er zudem Direktor des Living Links Centers, eines Zentrums zur Erforschung der Evolution von Menschenaffen und Menschen im Yerkes National Primate Research Center in Atlanta.

"Es ist schwierig, den enormen Einfluss von Frans de Waal auf der ganzen Welt und hier in Emory zu beschreiben", sagt Lynne Nygaard, Chair des Fachbereichs Psychologie in Emory. "Er war ein außerordentlich tiefgründiger Denker, der aber auch breit gefächert denken konnte und zu Erkenntnissen gelangte, die sich über alle Disziplinen hinweg erstrecken. Er war immer bereit, sich an einer intellektuellen Diskussion zu beteiligen." Das Zitat stammt aus einem ausführlichen Nachruf auf der Website der Emory University.

Seine Erkenntnisse hätten nicht nur die Wissenschaft vorangebracht, schreibt die "Neue Zürcher Zeitung", "sie rührten ganz grundsätzlich an das Selbstverständnis von uns Menschen. Fairness, gar Moral, Streit und Versöhnung, das alles hat sich nicht erst das Gehirn des Homo sapiens ausgedacht. Andere Primaten konnten das schon vor uns." Eines seiner berühmtesten Experimente ist die sogenannte "Gurken-Trauben-Studie" mit zwei Affen, die sich gegenseitig sehen können und die für die gleiche Handlung unterschiedliche Belohnungen bekommen, nämlich ein Gurkenstückchen oder die beliebtere Traube. Das Äffchen mit dem Gurkenstückchen, wirft dieses dem Experimentator ins Gesicht – empört sich offenbar über die ungerechte Behandlung.

De Waal wurde 2007 vom "Time Magazine" in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgenommen.

De Waal ist durch zahlreiche populärwissenschaftliche Buchveröffentlichungen international bekannt. In den meisten geht es um Parallelen zwischen dem Verhalten von Menschen und anderen Primaten wie Schimpansen, Bonobos und Kapuzineräffchen. Bei Klett-Cotta sind lieferbar "Der Mensch, der Bonobo und die Zehn Gebote. Moral ist älter als Religion", "Mamas letzte Umarmung. Die Emotionen der Tiere und was sie über uns aussagen" und zuletzt erschienen "Der Unterschied. Was wir von Primaten über Gender lernen können" (2022).