Eigentlich kann man Rudi Deuble mit kaum etwas aus der Ruhe bringen. Doch so, wie er im Forno D’Oro im Frankfurter Nordend in seine Pizza säbelt, wirkt er doch etwas nervös. Morgen wird er im Maison de la Poésie, dem Pariser Literaturhaus, dabei sein, wenn der von Cécile Wajsbrot übersetzte Roman "Als Gast" ("En invité") von Peter Kurzeck seine Frankreich-Premiere hat. Es ist bereits der dritte Kurzeck-Band, der bei unseren Nachbarn erscheint – und diesmal möchte Deuble, auch wenn’s nur eine posthume Reverenz ist, dabei sein. Die beiden verbindet einiges: Anfang der 1990er Jahre wurde Deuble, der sich bei Kurzecks damaligem deutschen Verlag Stroemfeld um Vertrieb und Presse kümmerte, parallel als freier Verlagsvertreter zu reisen begann, zum Freund und Lektor des Autors. Nach Peter Kurzecks Tod im November 2013 begann er, zunächst mit Alexander Losse, dann allein, die Werke des Freundes aus dem Nachlass herauszugeben, die seit 2018 bei Schöffling erscheinen. Den letzten Sommer konnte sich Deuble, dem man die 71 Jahre nicht ansieht, mit Haut und Haaren in die Editions-Arbeit stürzen – es war der erste Sommer seit drei Jahrzehnten, in dem er sein Leben nicht jeden Tag in vollen Zügen genießen musste, den schweren Rucksack aus gelbem Segeltuch immer dabei.