Im ersten Wahlkampf von Donald Trump galt der Republikaner J. D. Vance noch als scharfer Kritiker Trumps. In seinem autobiografischen Buch "Hillbilly-Elegie" erklärte Vance 2017, warum Trump vor allem bei Wählern aus der weißen Arbeiterschicht gewinnt. Die deutsche Übersetzung erschien im Ullstein Verlag. Auch Olaf Scholz empfahl das Buch noch vor kurzem.
Inzwischen hat sich J.D. Vance vom Trump-Kritiker zum Unterstützer entwickelt und tritt im aktuellen Wahlkampf als sogenannter "Running Mate", als Vizepräsidentschaftskandidat von Donald Trump, an. Im Zuge dessen wurde auch "Hillbilly-Elegie" zum erneuten Bestseller. In Kalenderwoche 29 rangiert die englische Ausgabe auf Platz 3 der Sachbuch-Taschenbuchcharts. Auf Deutsch liegt der Titel aktuell nicht mehr vor.
Wie der "Spiegel" berichtet, hat sich Ullstein dagegen entschieden, den Lizenzvertrag mit Vance zu verlängern. Zwar habe das Buch zum Zeitpunkt des Erscheinens einen "wertvollen Beitrag zum Verständnis des Auseinanderdriftens der US-Gesellschaft" geleistet. Inzwischen vertrete Vance eine "aggressiv-demagogische, ausgrenzende Politik." Deshalb habe man sich entschlossen, den Vertrag nicht zu erneuern, teilte der Ullstein Verlag gegenüber dem "Spiegel" mit.
Die deutsche Lizenz liegt nun beim Verlag YES Publishing. Die Neuauflage von "Hillbilly-Elegie" erscheint dort am 15. August als Neuauflage.
Zum Artikel im "Spiegel": J.D. Vance: Ullstein-Verlag wirft »Hillbilly-Elegie« aus dem Programm
Der Autor hat sich in einer Weise verändert, die ihn hierzulande zu einer Persona non grata macht. Das Buch "Hillbilly-Elegie", das von der Presse in höchsten Tönen gelobt wurde, ist allerdings unverändert geblieben. Wäre es nicht sehr befremdlich, wenn »Ein mitreißendes, bewegendes, kluges Buch.« (Der Spiegel), das zum Verständnis der gesellschaftlichen Probleme der USA beiträgt, nicht mehr auf Deutsch erscheinen würde?
Wenn Verlage ab sofort nur noch Bücher von Autoren verlegen, die nett, sympathisch und moralisch einwandfrei sind, dann dürfte die Novitäten-Flut nächstes Jahr wohl etwas abnehmen. ;-)
Die Medien (Qualitäts- oder Mainstream-Medien, je nach Gusto), die über den Fall berichtet haben, haben also nicht mitbekommen, dass dies ein völlig normaler Vorgang in Verlagen ist, really?
Die Beschwichtigung "ist doch alles ganz normal" erinnert mich irgendwie an den Polizisten in "Die nackte Kanone", der den Passanten zuruft "Hier gibt es überhaupt nichts zu sehen! Bitte gehen Sie weiter!", während im Hintergrund ein Haus brennt und so einiges explodiert.
"haters gonna hate" sollte als Sinnspruch des 21. Jahrhunderts bekannt sein.
Und ja: die Empörung kocht immer hoch, es bleibt ein gänzlich normaler Vorgang der in die unternehmerische Freiheit und Verantwortung fällt.
Wo hier jetzt was brennen und explodieren soll, diese Antwort werden Sie uns vermutlich schuldig bleiben. Niemand hat das buch verboten. Niemand hat Meinungen au dem Buch verboten. Im Gegenteil scheinen Sie mir wie der Schäfer der regelmäßig ruft "der Wolf kommt" und dem dann keiner mehr glaubt, wenn er dann wirklich kommt ;-)
Tatsächlich ist es normal, dass Verträge mit Autoren nicht verlängert werden, allerdings nur wenn ihre Bücher nicht mehr nachgefragt werden. So wie es aussieht, verzichtet Ullstein durch diese Entscheidung auf einen beträchtlichen Umsatz. Den Mitarbeitenden von Ullstein ist zu wünschen, dass die Bonniers in Stockholm nichts zu meckern haben, wenn sie am Ende des Jahres auf die Zahlen schauen.
https://www.zeit.de/kultur/literatur/2024-07/hillbilly-elegy-jd-vance-ullstein-verlag-republikaner#comments
Wie auch immer, kindisch ist’s allemal, ein älteres (und dazu ziemlich aufklärendes) Buch aus dem Programm zu nehmen, nur weil die aktuelle Meinung des Autors nicht passt. Das ist keine Haltung, das ist einfach nur Angst vor einem eventuellen Shitstorm.