Kommentar von Alexandra Rak

Übersetzungen für lau

25. July 2024
Alexandra Rak

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz gefährdet den Beruf von Übersetzer:innen. Das merken die Freiberufler:innen schon jetzt unmittelbar. Übersetzerin Alexandra Rak über Post-Editing, Einsparmodelle und den Oppenheimer-Moment in der Buchbranche.

Übersetzerin und Lektorin Alexandra Rak hat am Projekt Kollektive Intelligenz des Deutschen Übersetzerfonds mitgearbeitet.

Meine Kollegin, die Übersetzerin Janine Malz, erhielt dieser Tage eine Anfrage. Ein Verlag suchte für eine vierteilige Romanreihe aus den Niederlanden jemanden, der Niederländisch kann, und der Lektorin wurde Malz wärmstens empfohlen. Die Romane seien kurzweilig, die Figuren charmant, die Autorin schreibe mit Witz und Herz. So weit so normal. Bloß wurde meine Kollegin nicht als Übersetzerin angefragt. Die Übersetzung soll eine KI machen und Malz dann das Lektorat, pardon – das Post-Editing. Für fünf Euro pro Normseite. Brutto. Mit einem Redaktionsvertrag statt des üblichen Übersetzungsvertrags. 

Was bedeutet: kein Urheberrecht am deutschen Text. Keine Beteiligung am Nettoverkaufserlös. Keine Bibliothekstantiemen. Aber die Übersetzerin, die jetzt als Lektorin fungiert, soll bitte ihre ganze Expertise einbringen und die Fehler der KI ausmerzen. Janine hat diese Anfrage und ihre sehr kluge Antwort vor ein paar Tagen auf ihrem Instagram-Account @janine.malz öffentlich gemacht und eine große Welle der Solidarität erfahren. Solidarität von Verlagslektor:innen, Journalist:innen, Sprecher:innen, Illustrator:innen und Autor:innen. Saša Stanišić, Nicole Seifert, Nina George und viele andere haben ihren Beitrag geteilt.
 

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