Börsenblatt-Umfrage zum Deutschen Sachbuchpreis

Verhaltene Nachfrage

27. June 2024
von Börsenblatt

Vor Kurzem erhielt Christina Morina mit ihrem Buch "Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren" den Deutschen Sachbuchpreis 2024. Wir haben die Börsenblatt-Leser:innen gefragt, ob sich der Titel gut verkauft und wie sich die Warengruppe Sachbuch insgesamt behauptet. Außerdem wollten wir wissen, wie der aktuelle DDR-Trend in ihren Buchhandlungen ankommt.

Geringe Nachfrage

Hat die Verleihung des Deutschen Sachbuchpreises einen Einfluss auf die Nachfrage der Kund:innen? Die Antwort ist ernüchternd: Nur knapp 14 Prozent der Teilnehmenden geben an, dass die Nachfrage gestiegen sei: "Meiner Erfahrung nach ist die Nachfrage nicht allzu groß gewesen. Hin und wieder wurde man im Laden danach gefragt, das war aber nicht vergleichbar mit dem international Booker Prize Gewinner Kairos beispielsweise, wo man täglich 20-mal im Durchschnitt gefragt wurde", lautet eine Antwort. Andere berichten von Verkaufszahlen, die gegen Null gehen würden und einer wesentlich stärkeren Nachfrage nach anderen, ebenfalls für den Deutschen Sachbuchpreis nominierten Werken.

Steigende Konkurrenzangebote

Der Deutsche Sachbuchpreis soll die Aufmerksamkeit für Sachbücher als Grundlage von Wissensvermittlung, fundierter Meinungsbildung sowie als Impulsgeber für den öffentlichen Diskurs fördern. Doch wie schlägt sich die Warengruppe Sachbuch in den Buchhandlungen der Börsenblatt-Leser:innen? "Bei uns ganz gut. Liegt aber vielleicht auch daran, dass wir in der Nähe der Universität sind" erzählt ein:e Teilnehmer:in. Eine andere Person hebt das steigende Interesse an politischen Themen hervor. In vielen Buchhandlungen scheint das Interesse der Leserschaft hingegen kaum bis gar nicht vorhanden zu sein: "Die Warengruppe behauptet sich eher sinkend" und “sie spielt keine große Rolle" schreiben Leser:innen in Bezug auf das Interesse der Kund:innen. "Einzelne Titel sind stark nachgefragt, teils auch durch Empfehlungen aus dem Team, beispielsweise Wittstock, Conrad oder Mau, aber insgesamt gibt es einen deutlichen Rückgang der Nachfrage seit circa einem Jahr." Ein:e Leser:in vermutet, dass der Rückgang der Nachfrage in diesem Segment mit den steigenden Konkurrenzangeboten, wie beispielsweise Podcasts, in Verbindung stehen könnte.

Romane statt Sachbücher

Bücher über die DDR sind im Gespräch. Aber kommt der Trend auch in den Buchhandlungen der Börsenblatt Leser:innen an? Zwanzig Prozent der Teilnehmenden berichten, dass das Thema in den Buchhandlungen gut ankomme. Das lässt sich jedoch nicht pauschalisieren: "Wir bekommen die Bücher durch den Zentraleinkauf in den Laden, aber meist werden sie so remittiert, wie sie angeliefert werden. Wir haben das Gefühl, dass der Markt derzeit übersättigt wird", schreibt ein:e Teilnehmer:in. Andere spezifizieren, dass sich das Thema DDR besser als Roman verkaufe, als in der Sachbuch-Sparte.