Umstrittene Äußerungen Uwe Tellkamps

Suhrkamp geht auf Distanz

9. März 2018
Redaktion Börsenblatt
Der Suhrkamp Verlag bezieht nach umstrittenen Äußerungen seines Autors Uwe Tellkamp zur Flüchtlingspolitik Position: Auf Twitter schrieb er, die Haltung, die in Tellkamps Äußerungen zum Ausdruck komme, sei nicht mit der des Verlags zu verwechseln.

Von "Distanzierung", wie in zahlreichen Medien gemeldet, könne keine Rede sein, so Suhrkamp-Pressechefin Tanja Postpischil: "Es gibt von uns keine Distanzierung. Uwe Tellkamp ist unser Autor". Es gebe nur einen Satz, der im Grunde eine Selbstverständlichkeit sei: "Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln." Dieser Satz deckt sich mit der Twitter-Botschaft.

Der Verlag gibt damit zum Ausdruck, dass er nicht die Haltung teile, die sich in den Äußerungen Uwe Tellkamps zur Flüchtlingsproblematik und zu einer drohenden "Gesinnungsdiktatur" in Deutschland manifestiere. Wäre dies nicht ein notwendiger Akt der Klarstellung und des Abrückens, hätte der Verlag keinen Tweet veröffentlichen müssen. Zeitpunkt und Anlass der Äußerungen Tellkamps im Zwiegespräch mit Suhrkamp-Autor Durs Grünbein waren aber die unmittelbare Ursache.

Wie unter anderen die "Sächsische Zeitung" meldet, habe Uwe Tellkamp am Donnerstag im Dresdner Kulturpalast vor einer "Gesinnungsdiktatur" gewarnt und beklagt, dass in Deutschland die Meinungsfreiheit ausgehöhlt werde. Uwe Tellkamp, einer der Erstunterzeichner der sogenannten "Charta 2017", und der ebenfalls aus Dresden stammende Dichter Durs Grünbein hatten sich laut Zeitung "einen verbalen Schlagabtausch um die Flüchtlingspolitik und Meinungsfreiheit geliefert", bei dem Tellkamp unter anderem sagte: "Die meisten fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern kommen her, um in die Sozialsysteme einzuwandern, über 95 Prozent."

Anlass für die Diskussionsveranstaltung waren die Ereignisse der Frankfurter Buchmesse 2017 und der Appell "Charta 2017" gegen eine drohende "Gesinnungsdiktatur", den die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen (Buchhaus Loschwitz) im Anschluss an die Messe initiiert hatte.