Thalia-Umstrukturierung

Kurskorrektur - nicht nur beim Einkauf

10. Oktober 2012
Redaktion Börsenblatt
Thalia lenkt um und beweist dabei einen langen Atem. Die Restrukturierung läuft; bis Thalia wieder profitabel arbeitet, wird es aber noch dauern -  bis zu zwei Jahre, wie Unternehmenschef Michael Busch heute in einem Pressegespräch in Frankfurt ankündigte.

Wieder profitabel zu werden, vielleicht sogar so profitabel wie einst: Michael Busch hat sich das fest vorgenommen, und die Douglas Holding scheint ihm da auch Rückhalt zu geben. „Wir haben die notwendigen finanziellen Mittel, die wir für die Restrukturierung brauchen“, versicherte Busch den Journalisten. „Wir haben die Liquidität, die wir brauchen.“

Ob er und seine Mannschaft auch die notwendigen Ideen und das passende Konzept haben, muss sich allerdings erst zeigen. Für die Vergangenheit gilt zumindest: Busch räumte freimütig Fehler ein. Sein Fazit zum Status Quo: "Inhaltlich und auch vom Umsatz und Ergebnis her, sind wir auf dem richtigen Weg." 

Was jetzt auf seiner Agenda steht:

  • In den Läden will sich Thalia künftig auf fünf Themenwelten beschränken. Bücher sollen hier die Hauptrolle spielen (mit einem Sortimentsanteil zwischen 60 und 80 Prozent – je nach Ladenfläche), Ergänzungssortimente kommen hinzu. Und zwar diese: Spielwaren, Papeterie, Trends und Geschenke sowie DVD.
  • Thalia nehme beim Einkauf eine Kurskorrektur vor, so Busch. Was in die Läden kommt, sei nicht abhängig von der Marge – sondern von den Wünschen der Kunden. „Warenhäuser sind deshalb gescheitert, weil sie nur noch margenorientiert eingekauft haben“, meint Busch. Sein Maßstab sei da ein anderer: der Kunde. „Man muss die Drehzahl und die prozentuale Marge in Relation setzen“, rechnete er vor. Dann könne es durchaus sein, dass auch margenschwache Produktgruppen wie DVDs einen schönen Rohertrag einbrächten.
  • Damit einher geht ein Umdenken in Sachen Marktführerschaft: Busch bekannte sich heute dazu, nicht mehr überall und auf jedem Kanal die Nummer eins am Markt sein zu wollen – sondern nur noch „für unsere Kunden“.  Und auch die haben sich verändert: Thalia geht es nicht mehr darum, Neukunden zu gewinnen – sondern eher darum, Stammkunden dauerhaft zu binden.
  • Die Zusatzsortimente betreut Thalia teilweise selbst, holt sich für manche Segmente aber auch Partner ins Haus, etwa ToysRus (Spielwaren). Das Segment Papeterie will Busch ebenfalls zusammen mit einem Partner angehen – welcher das ist, blieb heute offen.
  • Mehr Raum bekommt das digitale Lesen – sogar kurzfristig. Ein neuer E-Reader rollt an (der 4ink von Trekstor für 59,99 Euro, Verkaufsstart am 11. Oktober). Außerdem ist Thalia dabei, wenn im November das neue Lesegerät von Bookeen startet (Bookeen Touch II, Preis noch offen), und baut bis zum Weihnachtsgeschäft auch noch einmal die E-Leseinseln in den Läden einmal um.
  • Noch bis Advent will Busch zudem mit einer Cloud-Lösung für digitale Inhalte loslegen, wie sie auch Apple und Amazon im Programm haben – er profitiert da von einer Neuerwerbung aus dem Jahr 2011, Textunes (Busch: „Ein Glücksgriff!“). Alles zusammen soll folgendes bringen: Dass Kunden, die einmal in der Thalia-Welt angekommen sind, auch dort bleiben.

 

Thalia steckt also nach wie vor mitten um Umbau. Was zugleich bedeutet: Auch die sogenannte Flächenoptimierung geht weiter. Von den rund 15 Filialen, bei denen sich Thalia im Frühjahr für eine Schließung entschieden hat, sind laut Unternehmensangaben bislang rund die Hälfte tatsächlich „bereinigt“. Der „nächste Schub“ folge im ersten Quartal 2013.