Petra Reininghaus über den Erfolg mit Manga

Es werde Manga!

8. Februar 2018
von Börsenblatt
Als Buchhändlerin Petra Reininghaus in der Stadtbuchhandlung Leutkirch die Filialleitung übernahm, stand für sie fest: Wir brauchen eine Manga-Abteilung. Hier zieht sie Bilanz.

Voller Tatendrang habe ich mich im Juli 2016 auf die neue Herausforderung als Filialleiterin gestürzt. Meine besondere Liebe gilt nach wie vor dem Kinder- und Jugendbuch, und so stellte ich verwundert fest, dass es in Leutkirch keine Manga gab. Das musste man doch ändern! Also baten meine Kollegin Wencka Koch und ich Jugendliche, die sich in unsere Buchhandlung verirrt hatten, um ihre Meinung. Unter anderem wollten wir wissen, welche Reihen für sie von Interesse sein könnten? Die Begeisterung in den Gesprächen und die leuchtenden Augen gaben für uns den letzten Anstoß zur Erweiterung des Sortiments: Die jugendlichen Leser fühlten sich ernst genommen und fanden es richtig gut, uns alten Hasen Vorschläge zu machen!

Als Erstes haben wir Vorschauen aus unterschiedlichen Verlagen angefordert. Die ­potenziellen Mangakunden haben wir von Anfang an mit ins Boot geholt, indem wir mit ihnen geblättert und angekreuzt haben. Mächtig stolz auf unsere erste Bestellung haben wir die Verlage gleichzeitig um Werbematerial, Poster, Give-aways und Kundenmagazine gebeten. Als die Pakete eintrudelten, haben wir in der Jugendbuch- und der Fantasyabteilung ein vollständiges Segment freigeräumt und teilweise mit den Werbematerialien dekoriert. Anfangs hatten wir noch nicht so viele Manga im Angebot, es war ja alles erst einmal ein Testballon. Wir wussten nicht: Würden nun wirklich genug Kunden zugreifen? Natürlich hatten wir bei unseren jungen "Beratern" darum gebeten, auch fleißig herumzuerzählen, wo es jetzt neuerdings Manga gibt, aber würde das auch funktionieren?

Unser erstes Manga-Schaufenster sorgte für viel Aufsehen und die Gespräche mit Erwachsenen über diese merkwürdigen japanischen Comics, die man von rechts nach links lesen muss, häuften sich. Auch schüchterne Nachfragen jugendlicher Kunden, ob wir nun »echt« Manga hätten, nahmen zu. Und so etablierte sich ganz, ganz langsam unsere Neuerung. Selbstverständlich haben wir keine Möglichkeit ausgelassen, um darüber zu sprechen. Auch bei unseren Testlesern zwischen sieben und 16 Jahren haben wir die Werbetrommel gerührt. Wir versorgen die Testleser mit Leseexemplaren, über die sie kleine Rezensionen schreiben. Mittlerweile ist es ein fester Brauch, dass erst das Testleser-Regal durchstöbert und danach bei den Manga geschaut wird. Es kommt schon einmal vor, dass wir skeptischen Eltern in ausführlichen Gesprächen die Scheu vor dem Neuen nehmen müssen, aber das sind Ausnahmen. Mittlerweile haben wir treue Manga-Kunden, übrigens auch jenseits der 40, die regelmäßig kaufen oder neue Folgen bestellen.

Aktuell denken wir über eine Manga-Mitmach-Aktion nach, in der das beste selbst gemalte Manga oder die beste Geschichte prämiert werden soll. Auf der Leipziger Buchmesse werde ich mir Anregungen holen. Alles in allem kann ich sagen, dass sich der Schritt gelohnt hat, denn seitdem betreten deutlich mehr jugendliche Leser unsere Buchhandlung zum Stöbern – und ich bin der Überzeugung, dass die jungen Leute dort ihre Bücher kaufen, wo sie anerkannt und ernst genommen werden!

Vor drei Jahren ist Petra Reininghaus von der Nordsee ins Allgäu gezogen. Heute leitet sie die Stadtbuchhandlung Leutkirch. Vorher war sie in Cuxhaven in der Oliva Buchhandlung und in Kempten bei Dannheimer für das Kinder-und Jugendbuch zuständig.