Nachruf auf Regine Lemke

Eine Berufene

30. Januar 2018
von Börsenblatt
Alles, was sie tat, machte sie zur Herzenssache: Regine Lemke hat 24 Jahre lang die Geschäfte des Landesverbands Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geführt – und betreute zuletzt das Sozialwerk. Am 22. Januar ist sie gestorben. Nicht nur ihr Elan wird der Branche fehlen. Ein Nachruf von Verleger Helmut Stadeler.

Es gibt einen Vorgang im Leben, zu dem nichts Tröstendes zu sagen ist – der Verlust eines Menschen, dem man nahesteht. Hatten wir uns nicht gerade erst beim Weihnachtsessen im Haus des Buches auf einen gemütlichen Kaffeeplausch, spätestens zur Buchmesse, verabredet? Wollten wir nicht über Regine Lemkes Thüringer Heimat und ihr geliebtes Meiningen reden? Und jetzt nur noch Traurigkeit.

Es wird viele geben, die sich schon auf ein Treffen mit ihr auf der Leipziger Buchmesse gefreut haben. Das Wachsen und Gedeihen "unserer" Leipziger Buchmesse war ihr eine Herzensangelegenheit. Gern half sie dabei, Vernetzungen herzustellen und alles zu tun, was die Messe und unsere Verlage auf der Messe voranbrachte. Ich habe Regine bei Weiterbildungsveranstaltungen im Landesverband kennengelernt, und irgendwann hatte sie mich gefragt, ob ich nicht im Ehrenamt mitarbeiten möchte. Es wurden fast 20 Jahre einer wundervollen Zusammenarbeit.

Regine Lemke hat unseren Landesverband seit seiner Gründung 1990 als familiäre Gemeinschaft geprägt, mit Herz und Verstand, mit Klugheit und vorausschauender Übersicht, mit Herzlichkeit und Humor. Über der Beschäftigung mit den ­großen Fragen vergaß sie nie das Schicksal jedes einzelnen ihrer "Schützlinge". Für viele Herausforderungen half sie pragmatische, schnelle Lösungen zu finden. Die Buchhandlungen und Verlage, die sie während der Fluten 2002 und 2013 betreute, werden das nur bestätigen. Binnen weniger Stunden hatte sie sich schon einen Überblick verschafft und konnte sich um konkrete Hilfe bemühen. Dafür, dass ihr die Geschäftsführung des Landesverbands und die Arbeit mit und für die Mitglieder nicht nur Beruf, sondern Berufung waren, hat der Landesverband sie 2015 mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.

Das große Ganze im Blick 

Aber Regine war nicht nur im Verband tätig, sie hatte auch immer das Umfeld im Blick. So lenkte sie die Geschicke des Hauses des Buches in Leipzig in der Gebäudeverwaltung. Leseförderung war ebenfalls eines ihrer wichtigen Themen. Sechs Jahre prägte sie als Vorsitzende den Friedrich-Bödecker-Kreis Sachsen "mit ihrem Enthusiasmus, ihren Kontakten, ihrem Engagement und ihrer Liebe zur Literatur", wie es bei der Verabschiedung 2015 hieß. Immer, wenn ­Regine etwas als wichtig erkannte, war sie mit Feuereifer dabei. Bewundernswert war auch, wie sie sich nach ihrer Pensionierung 2014 mit viel Elan in die Arbeit für das Sozialwerk stürzte.

Was bleibt? Die Erinnerung an Regines Lachen, ihre Lebensweisheiten, immer in ein passendes Zitat gekleidet, an ihre Warmherzigkeit, ihre Klugheit, ihren gesunden Pragmatismus. Erinnerungen an einen liebenswerten, wunderbaren Menschen, der die geprägt hat, die das Glück hatten, mit ihm zusammenzutreffen. Und Regine? Sie hätte bestimmt Brecht zitiert: "Ich benötige keinen Grabstein, aber wenn ihr einen für mich benötigt, wünschte ich, es stünde darauf: Er hat Vorschläge gemacht. Wir haben sie angenommen. Durch eine solche Inschrift wären wir alle geehrt."