IGLU-Studie zur Lesekompetenz der Viertklässler

Fast ein Fünftel kann nicht ausreichend lesen

5. Dezember 2017
Redaktion Börsenblatt
Heute wurde in Berlin die Ergebnisse der 2016 durchgeführten IGLU-Studie zur Lesekompetenz der Viertklässler bekanntgegeben: Danach ist zwar der Anteil der Schüler, die sehr gut lesen können, leicht gestiegen (auf 11 Prozent), ebenso aber der Anteil derjenigen, die keine ausreichende Lesekompetenz haben − sie machen inzwischen 18,9 Prozent aus.

Im Vergleich zu 2001 ist der Anteil sehr guter Leserinnen und Leser unter den Viertklässlern in Deutschland von knapp 9 auf gut 11 Prozent gestiegen. Diese Schülergruppe verfügt über Lesekompetenzen, die es ihnen ermöglichen, Bezug auf Textpassagen oder einen ganzen Text zu nehmen, darin enthaltene Informationen zu ordnen und Aussagen selbständig interpretierend und kombinierend zu begründen.

Nach wie vor zeigt damit etwa nur jedes zehnte Kind in Deutschland fortgeschrittene Leistungen im Lesen. Gleichwohl entspricht dieser Anteil nach Angaben der "International Reading Literacy Study (IGLU) 2016" in etwa den Anteilen in den anderen EU- und OECD-Staaten.

2016 erreichten jedoch 18,9 Prozent der Schüler in Deutschland nicht die Kompetenzstufe III. Die Studie kommentiert: "Diese Kinder verfügen über ein nicht ausreichendes Leistungsniveau im Lesen" und leitet daraus die Folgen ab: "Es ist davon auszugehen, dass sie mit erheblichen Schwierigkeiten beim Lernen in allen Fächern in der Sekundarstufe I konfrontiert sein werden."

Lesemotivation

Die Kinder in Deutschland schätzten im Jahr 2016 ihre eigenen Lesefähigkeiten überwiegend positiv ein und brachten etwas realistischere Selbsteinschätzungen zum Ausdruck als in 2011. Mädchen zeigten sich etwas motivierter im Lesen als Jungen, Kinder ohne Migrationshintergrund motivierter als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mit im Ausland geborenen Eltern. Bei den leistungsschwachen Kindern fielen im Vergleich zu 2001 Abnahmen hoher und Zunahmen niedriger Lesemotivation auf.

Lesen zum Vergnügen

Gut 70 Prozent der Schüler in Deutschland lasen zumindest ein- bis zweimal wöchentlich außerhalb der Schule zu ihrem Vergnügen. Mädchen taten dies etwas häufiger als Jungen, Kinder ohne Migrationshintergrund etwas häufiger als ihre Mitschüler mit im Ausland geborenen Eltern. Rund 17 Prozent gaben an, nie oder fast nie außerhalb der Schule zum Vergnügen zu lesen. Dieser Anteil hat sich im Vergleich zu 2001 nicht signifikant verändert. Allerdings ist der Anteil an Kindern, die jeden Tag oder fast jeden Tag zu ihrem Vergnügen lesen, signifikant um 5 Prozentpunkte gesunken, bei den Leseschwachen sind es 10 Prozentpunkte.

Tägliche Lesedauer

Rund 60 Prozent der Kinder in Deutschland gaben 2016 an, mindestens eine halbe Stunde täglich außerhalb der Schule zu lesen, was im internationalen Vergleich hoch ausfällt. Im Ver­gleich zu 2011 zeigten sich in fast allen Staaten, auch in Deutschland, Abnahmen des Anteils an Kindern, die täglich viel lesen, und Zunahmen des Anteils an Kindern, die dies wenig tun.

Bibliotheksnutzung

Die Hälfte aller Schüler in Deutschland leiht sich ein- bis zweimal im Monat Bücher aus. In vielen Teilnehmerstaaten und -regionen werden Bibliotheken allerdings deutlich häufiger genutzt. In fast allen Staaten und Regionen ist seit 2006 ein Rückgang der Bibliotheksnutzung festzustellen, auch in Deutschland, wo Zunahmen geringer und Abnahmen häufiger Nutzung bei den leseschwachen Kindern ausgeprägter sind als bei den lesestarken.

An der Studie nahmen insgesamt 312.500 Schülerinnen und Schüler aus 47 Staaten teil, darunter 28 EU-Ländern. In Deutschland waren an IGLU 2016  rund 4 000 Viertklässler, rund 3 000 Eltern, 200 Deutschlehrkräfte und 190 Schulleitungen beteiligt. Für die Analyse der Studienergebnisse und die Berichtslegung in Deutschland ist ein nationales Konsortium unter Federführung des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Technischen Universität Dortmund verantwortlich.