Einzelhandels-Vermietungen in 1a-Lagen

Trend zu kleineren Läden hält an

23. Januar 2017
von Börsenblatt
Im vergangenen Jahr hat der Einzelhandel in Deutschland insgesamt 487.400 Quadratmeter in Innenstadtlagen angemietet − das waren rund sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Da die Zahl der Abschlüsse annährend konstant blieb, sank die durchschnittliche Größe der gemieteten Flächen. Das zeigt der "Einzelhandelsmarktüberblick" des Beratungsunternehmens Jones Lang Lasalle (JLL).

Damit setzt sich der Trend des vergangenen Jahres zu kleineren und mittelgroßen Flächen fort. 2015 schloss der Einzelhandel 1.077 Mietverträge in 1a-Lagen der von JLL untersuchten Städte ab, 2016 waren es 1.070. Damit betrug die durchschnittlich angemietete Fläche 2015 487,2 Quadratmeter und im vergangenen Jahr 455,5 Quadratmeter. Der Flächenumsatz von 487.400 Quadratmetern lag rund 15 Prozent unter dem Fünf-Jahres-Schnitt von 569.000 Quadratmeter, so JLL.

2016 machten laut JLL-Erhebung Ladengrößen bis unter 100 Quadratmeter 25 Prozent der Abschlüsse aus, noch stärker gefragt waren Größen von 100 bis unter 250 Quadratmeter (32 Prozent). Danach sank der Anteil stetig: 250 bis unter 500 Quadratmeter (18 Prozent); 500 bis unter 1.000 Quadratmeter (14 Prozent); 1.000 bis unter 2.000 Quadratmeter (7 Prozent) und ab 2.000 Quadratmeter (4 Prozent).

"BIG 10" mit geringerem Flächenumsatz

Auch bei den zehn wichtigsten Metropolen (BIG 10) sank der Flächenumsatz: Von 205.100 Quadratmetern in 1a-Lagen auf rund 180.000 Quadratmeter (-12,2 Prozent) − bei rund 456 Abschlüssen. Das waren pro Deal im Schnitt 394,7 Quadratmeter. Da aber auch der gesamte Flächenumsatz gesunken ist, blieb der Anteil der BIG 10 mit 37 Prozent im üblichen Rahmen.

Dabei hielt Berlin, bezogen auf den Flächenumsatz 2016, den ersten Platz. Auf Platz 2 rückt Frankfurt/Main und auf den dritten Platz klettert Stuttgart.

Die BIG 10 im Einzelnen: Vermietungsumsatz 2016 in Quadratmetern (Veränderung zum Vorjahr; Platzierung 2015):

  • Berlin: 35.800 (-26 Prozent; Platz 1)
  • Frankfurt/Main: 28.300 (+54 Prozent; Platz 6)
  • Stuttgart: 27.300 (+118 Prozent; Platz 8)
  • Hamburg: 19.900 (-27 Prozent; Platz 2)
  • Köln: 17.300 (-30 Prozent; Platz 3)
  • Düsseldorf: 15.500 (-35 Prozent; Platz 4)
  • München: 13.300 (-44 Prozent; Platz 4)
  • Nürnberg: 13.100 (+111 Prozent; Platz 10)
  • Leipzig: 8.000 (-37 Prozent; Platz 7)
  • Hannover: 1.500 (-82 Prozent; Platz 9)

Textilbranche am aktivsten

Die Textilbranche hatte 2016 mit 33 Prozent (2015: 37 Prozent) den größten Anteil am gesamten Flächenumsatz − die Anzahl der Abschlüsse ging von 292 (2015) auf 260 zurück. Auf den Plätzen folgten Gastronomie/Food mit einem Anteil von 21 Prozent (2015: 22 Prozent) bei 219 Abschlüssen (2015: 179) und Gesundheit/Beauty mit 15 Prozent (2015: 10 Prozent) bei 84 Abschlüssen (2015: 64). Schreibwaren/Bücher trugen zu unter einem Prozent zum Flächenumsatz in Innenstadtlagen bei.

Spitzenmieten stagnieren

"Die Dynamik der Spitzenmieten in den Toplagen der deutschen Einkaufsstraßen lässt nach, sowohl in den bedeutendsten zehn als auch in den anderen Märkten", so JLL. Nur in Berlin habe es eine deutliche Steigerung der Spitzenmiete gegeben: In der Tauentzienstraße stieg sie im zweiten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9 Prozent, von 320 auf 350 Euro/m²/Monat. Dort hatte es bereits 2015 den größten Anstieg gegeben (plus 7 Prozent gegenüber 2014).

In allen anderen BIG 10 gab es keine Veränderung, auch nicht beim Spitzenreiter München (Kaufingerstraße-Marienplatz: 360 Euro) und dem drittplatzierten Frankfurt am Main (Zeil: 310 Euro) zahlen. Der günstigste BIG 10-Standort − bezogen auf die Spitzenmieten − war erneut Leipzig (Peterstraße/Grimmaische Straße: 120 Euro).

Insgesamt stiegen die Spitzenmieten in den 185 von JLL untersuchten Einzelhandelsstandorten 2016 im Schnitt um 0,1 Prozent (2015: plus 1,2 Prozent).

Laut Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany, würden die Handelsketten derzeit sehr genau prüfen, bevor sie sich an einen Standort binden. Das gelte vor allem für Textilhändler. "Für das kommende Jahr rechnen wir damit, dass der Markt erneut kämpfen muss, um seine Dynamik zu erhalten. In einzelnen Standorten kann es sogar dazu führen, dass die Spitzenmieten erstmals seit langem wieder zurückgehen", prognostiziert Wichner.

JLL analysiert für den "Einzelhandelsmarktüberblick" den Vermietungsmarkt in 1a-Lagen von bundesweit 185 Städten.