Ein Nachruf von Klaus G. Saur

Elmar Faber ist gestorben

4. Dezember 2017
von Börsenblatt
Am 3. Dezember 2017 ist der Verleger Elmar Faber im Alter von 83 Jahren in Leipzig gestorben. "Er war ein herausragender literarischer Verleger" mit großer Könnerschaft in Typographie und Buchkunst, würdigt ihn Klaus G. Saur.

Geboren am 1. April 1934 in Deesbach, Thüringen, studierte Elmar Faber in Leipzig Germanistik, Kunst und Philosopiegeschichte von 1954 bis 1959. 1959 wurde er Redakteur, dann Chefredakteur der wissenschaftlichen Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Seine buchhändlerische Ausbildung begann er im Bibliographischen Institut in Leipzig und war ab 1970 Cheflektor, von 1975 bis 1983 Leiter des Verlags Edition Leipzig, eines neu gegründeten Verlages, der vom Gründungsauftrag her ausschließlich exportorientiert war und vorzügliche Bildbände, große Reprinteditionen sowie Faksimiledrucke zahlreicher Codices und Handschriftenbestände herausbrachte. 1992 wurde er als Nachfolger von Fritz Georg Voigt Chef der Verlage Aufbau und Rütten & Loening in Berlin, dem größten belletristischen Verlagsunternehmen der DDR mit einem umfassenden Autoren- und Klassikerprogramm. Von 1976 bis 1990 war er Vorsitzender des Verlegerausschusses des Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig und langjähriges Vorstandsmitglied der Pirckheimer Gesellschaft für Buchkunst und Bibliophilie.

Er war auch in großem Maße als Publizist und Autor tätig. Nach der Wende blieb er zunächst Leiter der Verlagsgruppe Aufbau, Rütten & Loening bis zum Jahr 1992, um dann den Verlag Faber & Faber gemeinsam mit seinem Sohn Michael in Berlin, später in Leipzig zu führen. In allen Phasen seines Berufslebens wurde es deutlich, mit welcher Könnerschaft, mit welchen Kenntnissen sowohl der Literatur, aber auch der Typographie und der Buchkunst er verlegerisch wirkte.

Die meisterhaften Editionen des Verlages Edition Leipzig wirkten weltweit und fanden große Anerkennung. Er war ein herausragender literarischer Verleger und seine bedeutenden Autoren wie Christa Wolf, Christoph Hein und viele anderen rühmten immer sein persönliches Engagement und die wunderbare Betreuung, die sie durch ihn erlebten. Auch mit seinem großen Kollegen aus der Bundesrepublik, Siegfried Unseld, verband ihn eine häufige Zusammenarbeit bei der Edition beispielsweise der großen Brecht-Ausgabe und vielen anderen Publikationen. Zahlreiche Publikationen die er betreut hat, wurden in den Wettbewerben der schönsten deutschen Bücher sowohl vom Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig wie vom Börsenverein des deutschen Buchhandels in Frankfurt bzw. der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet.

Elmar Faber setzte sich von Beginn seiner Tätigkeit an immer für eine enge Zusammenarbeit mit Verlagen der Bundesrepublik ein und erreichte auch hier große Erfolge. Nach der Wiedervereinigung und der Einrichtung der Gauck-Behörde stellte sich in den 90er Jahren heraus, dass er einer der wenigen Verlagsdirektoren der DDR gewesen war, der nie eine IM-Erklärungsverpflichtung (Anm. d. Red.: IM steht für Inoffizieller Mitarbeiter für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit) eingegangen ist oder unterschrieben hat. Wir trauern um eine herausragende Verlegerpersönlichkeit und um einen guten kollegialen Freund.

Klaus G. Saur