Der Name "jos fritz" verweist auf die spannende Geschichte der Buchhandlung. Er geht zurück auf die politisch bewegten 70er und hat die Bauernaufstände des 16. Jahrhunderts im Sinn: Jos Fritz war Angehöriger des Bundschuh und Anführer der aufständischen Bauern. Eigentlich wollte das Freiburger Buchladenkollektiv allerdings "Aspirin" heißen, ist noch heute auf der Website nachzulesen, in Anlehnung an eine Zeile des salvadorianischen Lyrikers und Revolutionärs Roque Dalton: "Der Kommunismus wird sein (unter anderem) ein Aspirin von der Größe der Sonne."Der Pharmakonzern Bayer sei aber dagegen gewesen, Leverkusen dafür zur Strafe niemals deutscher Fußballmeister geworden. Der süffisante Ton macht klar: Die Freiburger sind über diese alte Geschichte hinweg.
Engagiert
Mitgeholfen, die wilden Anfangsjahre zu überstehen, hat Klaus Theweleit, einer der Gründer. Der renommierte Kulturtheoretiker und Autor ist der Buchhandlung bis heute verbunden, war bis vor fünf Jahren Geschäftsführer und immer auch ein Anker. "Nicht zuletzt, wenn es schwierig wurde, etwa bei Hausdurchsuchungen", sagt Buchhändlerin Tina Bolg, die selbst seit 1991 dabei ist.
Längst ist jos fritz in ruhiges Fahrwasser gekommen, die besondere Ausrichtung aber geblieben. "Zwar sind Sachbücher heute nicht mehr die meist verkauften Titel, sondern die Belletristik ist die größte Warengruppe", so Bolg. "Das Sortiment mit ausgewählten politischen und philosophischen Themen ist aber nach wie vor unsere Spezialität." Im Angebot ist unter anderem feministische Theorie, Politik und Linke Diskussion, "Kritische Theorie" und neue französische Philosophie, Geschichte sowie Schwulen- und Lesbenliteratur.
"Diese Bücher werden von Stammkunden nachgefragt, von denen viele seit den Anfängen zu uns kommen", sagt Tina Bolg. "Für unser besonderes Sortiment interessieren sich aber ebenso junge Leserinnen und Leser." Sie lassen sich in der Buchhandlung von Titeln aus Verlagen anregen, die man sonst eher selten vorrätig findet: Seien es Merve, Unrast oder die Edition Nautilus.
Freiburger Reflexionsorte
Bolg hat zusammen mit ihrer Kollegin Heidemarie Schlenk die Bewerbung für den Deutschen Buchhandlungspreis in die Hand genommen – und freut sich über die Auszeichnung eines Konzeptes, zu dem auch gehört, dass jos fritz sich als Kulturort in Freiburg etabliert hat, der mit Literatur Brücken in die Unistadt schlägt. "Dazu gehört unser Heft mit Buchempfehlungen, das dreimal im Jahr erscheint", erklärt Bolg. »Zudem gibt es Lesungen gemeinsam mit dem Literaturbüro beziehungsweise demnächst mit dem neuen Literaturhaus, ebenso mit anderen kulturellen und politischen Institutionen. Und wir begleiten Vorträge und Tagungen mit unseren Büchertischen.«
Events in der Buchhandlung gibt es natürlich auch oder im benachbarten Café, das ebenfalls den Namen Jos Fritz trägt. Die beiden Geschäfte gehören nicht zusammen, sind aber freundschaftlich verbunden.
"Als wirtschaftlich wichtiges Standbein ist das Schulbuchgeschäft hinzugekommen", so die Buchhändlerin. "Ebenso spielt die Belieferung der Universitätsinstitute für uns eine große Rolle." jos fritz hat sich als Buchhandlung mit erweitertem Sortiment neu erfunden – und ist sich mit der Leidenschaft für anspruchsvolle und engagierte Bücher treu geblieben: Titel, die nicht in erster Linie unterhalten, sondern informieren, inspirieren, aufrütteln sollen, sind das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis heute vor allem bewegt.
Buchhandlung jos fritz
Geschäftsführer: Gerhard FreyGründungsjahr: 1975Verkaufsfläche: 100 QuadratmeterSchwerpunkte: Belletristik, Sachbuch Philosophie, Geschichte und Politik, Schwulen- und Lesbenliteratur, Kinder- und Jugendbuch, englische und italienische LiteraturZahl der Mitarbeiter: 11 (Köpfe)Umsatz 2016: 947.077 Euro
Bisher vorgestellt:
LiteraDur, Remchingen
Ein guter Tag, Schwerin
Buchhandlung Mobilé
Buchhandlung Helga Weyhe (Sonderpreis)