Weltbild bleibt auf Diät. Die Geschäftsführung verhandelt über den Verkauf eines Teils der Filialen. „Der Grund liegt darin, dass sich die Erwartungen an die Entwicklung des Geschäfts an bestimmten Standorten hinsichtlich Umsatz und vor allem aufgrund zu hoher Struktur- und Mietkosten nicht erfüllt haben“, bestätigt sie Verdi-Meldungen von gestern. „Ein Teilverkauf insbesondere des defizitären Filialgeschäftes wäre deswegen eine wichtige Weichenstellung für Weltbild im Restrukturierungsprozess.“
Ziel sei es, „langfristig Arbeitsplätze und das Unternehmen zu sichern“, heißt es aus der Chefetage. Aber schon jetzt wird klar, dass es dabei um ein völlig anderes Niveau geht als gestern und heute: Von den 220 Weltbild plus-Läden in Deutschland, die es vor dem Verkauf an die Droege-Gruppe noch gab, sollten zunächst 150 erhalten bleiben (siehe Archiv). Jetzt hofft das Unternehmen, einen Käufer für weitere Flächen zu finden – Verdi zufolge geht es um insgesamt 70 Standorte. Was, wenn es stimmt, bedeuten würde, dass lediglich ein Drittel der Filialen eine Weltbild-Zukunft hat, die Zahl der Standorte drastisch sinkt – von 220 auf 150 auf 80. Ausverkauf?
Wachstum, später
Aus Sicht der Geschäftsführung gibt es jedoch keine Alternativen. Im Verkauf von weiteren Standorten sehe man eine gute Basis für die Zukunft, für eine nachhaltig erfolgreiche Entwicklung.
Zahlen und weitere Details erwähnt er nicht. Nur eines noch: Dass der Umbau in Deutschland keine Auswirkungen auf die Auslandbeteiligungen in Österreich und der Schweiz und andere Weltbild-Töchter haben werde.
Stellenabbau bei Weltbild Retail in Augsburg: „Leider schmerzhaft, aber unumgänglich“
Den Mitarbeitern von Weltbild Retail in der Augsburger Zentrale, wo die Verwaltung sitzt, Katalogkunden und Käufer von weltbild.de betreut werden, stehen weitere Korrekturen ins Haus – verursacht durch die Umsatzschwäche in den letzten Monaten. Die Restrukturierung sei schmerzhaft aber unumgänglich für nachhaltigen Erfolg, ist die Geschäftsführung überzeugt. „Wir bedauern, dass damit Personalanpassungen verbunden sind.“
Beim Betriebsrat stehen sie allerdings vor verschlossenen Türen. Die Mitarbeitervertreter vermuten, dass etwa 200 ihrer noch rund 450 Kollegen in Augsburg gehen müssen – und wollen diese Entscheidung, wie sie in einem internen Schreiben noch einmal sagten (siehe Archiv:Streichungen auf ganzer Linie?) nicht mittragen.
Die Sicht der Geschäftsführung:
- Alle Maßnahmen würden in engster Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern ausgehandelt - und so sozialverträglich wie möglich gestaltet. Eine Einigung mit dem Betriebsrat genieße höchste Priorität.
- Parallel soll die interne Restrukturierung weitergehen – Kundenorientierung, Kundennutzen und Digitalisierung seien hier die Wegmarken, am Multikanal-Vertrieb halte man fest. Pläne: Weltbild bleibe beim Kernsortiment Buch, eBook/tolino und Medien, das jetzt um ausgewählte Angebote im Bereich Familie und schönes Zuhause ergänzt werde.
- „Weltbild will seine zweite Chance nutzen“, so die Weltbild-Manager Patrick Hofmann und Sikko Böhm. „Durch die Übergangsphase der vergangenen Monate hat das Unternehmen an Flughöhe verloren und muss seine Strukturen und Kosten anpassen.“
- Dass Weltbild durch die Einnahmeturbulenzen erneut in Schwierigkeiten kommen könnte, verneinen die beiden Geschäftsführer. Weltbild verfüge über eine solide finanzielle Basis – zudem stehe die Droege-Group nach wie vor hinter dem Unternehmen.