Jörg Sundermeier (Verbrecher Verlag) über die Folgen des LKG-Brands

"Mindestens 25.000 unserer Bücher sind vernichtet"

17. April 2013
Redaktion Börsenblatt
Der Verbrecher Verlag verliert bei dem Großbrand eines Außenlagers der LKG einen Teil seiner Bücher, jetzt geht es ums Schadensbegrenzung. Ein Gespräch mit Verleger Jörg Sundermeier über schockierte Autoren, Versicherungen, finanzielle Engpässe - und das Krisenmanagement der LKG.
Wie viele Bücher aus dem Verbrecher Verlag sind betroffen?
Mindestens 25.000 unserer Bücher sind vernichtet.


Wie viele Titel sind das?
Es sind mindestens 35 Titel, möglicherweise aber auch 73 Titel betroffen. Die Bestände werden derzeit noch gesichtet. Man weiß bisher, was definitiv verbrannt ist. Daneben gibt es auch Schäden durch die Löscharbeiten, durch Dämpfe und Ruß – wie umfangreich diese sind, ist noch nicht genau zu beziffern.

Beherbergte das Außenlager den Großteil Ihrer gesamten Buchbestände?
Zum Glück ist das aktuelle Programm nicht betroffen. In dem Außenlager hatten wir alles in allem 65.000 Bücher – ausschließlich Backlisttitel, die jüngsten knapp ein Jahr, die ältesten fünf bis sechs Jahre alt; entsprechend variiert auch der Umfang der Bestände pro Titel.

Wurden diese Titel noch nachgefragt?
Es gibt einige Titel, die zugegebenermaßen zwar weniger nachgefragt wurden, dennoch hängt unser Herz auch an ihnen. Daneben handelt es sich bei den vernichteten Büchern aber durchaus auch um Titel, die noch immer gut verkauft wurden; darunter zum Beispiel der erste Band der Mühsam-Tagebücher, ein Gedichtband von Georg Kreisler oder der Roman „Winkler, Werber“ von Enno Stahl  aus dem Vorjahr. In diesen Fällen wurde der Bestand restlos oder nahezu restlos vernichtet und wir werden mit Sicherheit nachdrucken.   

Haben Sie die Aufträge zum Nachdruck schon vergeben?
Ich bin noch dabei, mir einen Überblick zu verschaffen, was ich aus meinem Handlager bedienen kann. Aber einige Druckaufträge sind schon raus, etwa für Christian Y. Schmidts "Im Jahr des Tigerochsen", dessen Nachfolgeband "Im Jahr des Hasendrachen" gerade erschienen ist. Der Autor geht mit dem aktuellen Buch auf Lesereise und natürlich muss dann auch der zuvor herausgekommene Band verfügbar sein.

Wie viele Titel werden Sie nachdrucken?
Das ist noch offen und hängt vor allem von der abschließenden Analyse durch die LKG ab.

Wie haben die Autoren reagiert?
Ich habe alle Autoren informiert, die definitiv betroffen sind. Die waren zum Teil betroffen und sogar geschockt. Für einige ist es sehr hart, denn es wird Bücher geben, wo es sich wirtschaftlich nicht lohnt, nachzudrucken. Die sind dann schlichtweg nicht mehr verfügbar. Die Bücher sind nun mal die Kinder der Autoren, jetzt sind sie weg.

Die Bestände sind versichert. Wie gravierend trifft der Brand Ihren Verlag ökonomisch?
Es betrifft uns nicht existenziell. Aber das Geld, mit dem jetzt die Nachdrucke finanziert werden müssen, ist nicht in meinem Jahresetat eingeplant. Da kommt mithin ein finanzieller Engpass auf uns zu. Und ohnehin ist klar: Bis die Versicherung alles geprüft hat, wird noch einige Zeit vergehen.

Haben Sie mit der Versicherung gesprochen?
Das erledigt die LKG für uns, die man ohnehin für das Krisenmanagement nur loben kann.