100 Jahre Umbreit

Umbreit feiert mit der Branche

10. November 2012
von Börsenblatt
Am Freitagabend hat sich die Branche in Stuttgart ein Stelldichein gegeben. Umbreit hatte zur Feier des 100-jährigen Firmenjubiläums geladen – und rund 400 Gäste aus der Buch- und Zeitschriftenbranche waren der Einladung gefolgt.

Sie erlebten in der Carl Benz Arena einen kurzweiligen Abend mit einem Podiumsgespräch, einer Dialogrevue, der Versteigerung eines Riesenpuzzles, einer Preisverleihung sowie musikalischer Begleitung durch die Jazzmusiker Mica Wanner und Band.

Firmenchef Thomas Bez betonte in seiner Begrüßungsrede, dass der Erfolg von Umbreit ohne die engagierten und ideenreichen Mitarbeiter, die Umbreit zum großen Teil schon seit Jahrzehnten die Treue hielten, nicht möglich sei. „Ich lege großen Wert darauf, dass wir eine Familiengesellschaft sind“, meinte Bez. Mit seiner Tochter Susanne Bez ist im Januar die vierte Generation die Geschäftsführung eingestiegen. Mit Blick auf die Umbrüche in der Branche sagte Bez: „Umbreit stellt sich den Herausforderungen der Digitalisierung: Wir machen derzeit erste Gehversuche mit den Webshops oder den E-Book-Cards.“ Für Logistiker sei es natürlich schwierig, wenn sich das reale Geschäft ins Virtuelle verschiebe. Insofern sei auch „Diversifikation“ ein Thema.

Bez dankte den Gästen für ihre großzügigen Spenden, die der Karlshöhe in Ludwigsburg zukommen sollen. Dort werden 600 Menschen zwischen drei und 101 Jahren betreut, unter anderem auch behinderte Jugendliche. Bez verbindet mit der Karlshöhe eine enge Beziehung: Seine Mutter war dort als Dozentin für Sozialarbeit tätig, Umbreit ermöglicht behinderten Jugendlichen Praktika und Arbeitsplätze im Unternehmen.

Joachim Kölz, Bürgermeister von Bietigheim-Bissingen, bezeichnete Umbreit „als Glücksfall für unsere Stadt“. Der Zwischenbuchhändler und Pressegrossist schaffe „attraktive Arbeitsplätze und ist ein stabiles Unternehmen, dem es gelingt, selbst in einem schrumpfenden Markt zu wachsen“.

Bei einem Podiumsgespräch, moderiert von SWR1-Leute-Moderator Wolfgang Heim, machte Umbreit-Geschäftsführer Clemens Birk seinem Unmut ob der Untergangsszenarien des stationären Buchhandels, die in den Medien verbreitet werden, Luft: „Die Bedingungen sind schwierig, aber ich der Überzeugung, dass gute Buchhandelskonzepte bestehen werden. Der Markt wird sich ändern, es gibt jedoch keine Anzeichen für einen Untergang der Buchhandlungen.“ Durch die schlechte Presse, auch in den Branchenmedien, hätten viele Buchhandlungen Probleme, Kredite zu bekommen.

Mit Blick zurück sagte Birk, dass die letzten zehn Jahre die schwierigsten gewesen seien, Großbuchhandlungen seien wie Pilze aus dem Boden geschossen, kleine Sortimente hätten schließen müssen. „Wir haben uns nie von den Großfilialisten erpressen lassen und Geschäfte nur gemacht, wenn sie für uns profitabel waren“, betonte Birk. „Wir haben die Expansion der Großen nicht gefördert!“ Diese Strategie sei richtig gewesen: „Heute ernten wir die Früchte unserer Arbeit. Wir wachsen im Gegensatz zu den anderen in einem schrumpfenden Markt.“ Umbreit sei die Nummer 3, „aber eine starke Nummer 3“.

Thomas Bez skizzierte bei der Diskussion die Vorteile eines Familienunternehmens: „Wir sind keinen Zwängen wie etwa der Börse unterworfen, können flexibel und schnell reagieren – und wir können das tun, was wir moralisch für richtig halten.“ Seiner Ansicht nach werde derzeit in der Branche zu viel Controlling betrieben.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, gab Antwort auf die Frage des Moderators Wolfgang Heim, wie der Börsenverein seine Mitglieder mit ihren verschiedensten Interessen unter einen Hut bekomme: „Der Börsenverein ist so etwas wie eine Clearingplattform für Interessen“, meinte Skipis. Schon oft habe es Zerreißproben gegeben, „aber es herrscht ein gemeinsamer Geist in der Branche und alle haben etwas davon, miteinander zu sprechen.“ Allerdings würden manche das nicht verstehen.

Diskutiert wurde in der Runde auch über das Lesen auf E-Readern und Tablets und den Verkauf von Inhalten. Frank Nolte, 1. Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten, sagte: „Der Schritt, für Informationen Geld zu verlangen, wird noch nicht konsequent gegangen.“

Die 100-jährige Firmengeschichte ließen die Gastgeber in einer Dialogrevue vorbeiziehen. Die beiden Buchhändler Rüdiger Erk und Nicolai Köppel aus Bietigheim-Bissingen lieferten sich einen unterhaltsamen Schlagabtausch – und beleuchteten dabei Meilensteine und Details der Umbreit-Historie der Jahre 1912 - 2012.

Zum Abschluss des Programms übergab Susanne Bez eine weitere Spende an die Karlshöhe in Ludwigsburg: 2.500 Euro für ein Riesenpuzzle (32.256 Teile), das die Umbreit-Mitarbeiter gemeinsam mit der Bewohnern der Karlshöhe zusammengesetzt haben. Es misst stolze zehn Quadratmeter und wiegt 19 Kilogramm. Seinen Ehrenplatz wird es im Empfangsraum der Kreissparkasse Ludwigsburg finden. Deren Vorstandsvorsitzender Heinz-Werner Schulte hat es ersteigert.

Von Schulte, der zugleich Präsident der IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Ludwigsburg ist, erhielt Thomas Bez an diesem Abend zudem noch die Ehrenurkunde der IHK sowie die Skulptur Merkur, eine Auszeichnung, die nur sehr selten für hervorragende unternehmerische Leistungen vergeben wird.

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