Kommentar von Tamara Weise

Nächste Ausfahrt Zukunft

5. September 2012
Redaktion Börsenblatt
"Die Branche kann den Schwung, der vom Zwischenbuchhandel ausgeht, gut brauchen", schreibt Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise in ihrem Kommentar zum neuen Logistikzentrum von KNO VA / KNV.

Wenn ein Unternehmen der Buchbranche Millionen Euro inves­tiert, fällt der Applaus dafür derzeit nicht unbedingt leicht. Die Umsätze sinken, bei Filialisten wie Thalia tun sich immer größere Löcher auf. Selbst Verlage müssen sich gut überlegen, wie es für sie in Zukunft weitergeht. Und nun, ausgerechnet jetzt, kommen KNO VA und KNV mit ihrer Entscheidung: Ja, wir gehen nach Erfurt. Für mehr als 150 Millionen Euro.

Mit dem neuen Logistikzentrum, das bis Ende 2015 am Rand der thüringischen Landeshauptstadt entstehen soll, wollen die Schwesterunternehmen Anschluss an die Zukunft finden. Was letztlich bedeutet, dem entstandenen Margendruck auf möglichst clevere Weise zu begegnen – per Zentrallogistik. Hinter dem technischen Begriff steht ein komplett neuer Ansatz: So eng verzahnt hat die Funktionen Barsortiment,
Print on Demand und Verlagsauslieferung bisher niemand. Geschäftsführer Oliver Voerster spricht deshalb völlig zu Recht von einem »Jahrhundertprojekt«.Tatsache ist: Für seine Unternehmen hängt alles davon ab. Und mehr noch: Auch für die Kunden und Lieferanten dürfte es wichtig sein, dass KNO VA und KNV schneller werden, flexibler und effizienter. Anders gesagt: Die Branche kann den Schwung, der vom Zwischenbuchhandel ausgeht, gut brauchen. Eine der besten Ideen, die Voerster und seine Mannschaft in dieser Hinsicht entwickelt haben, ist die Idee, sich im E-Commerce stärker zu profilieren und mit der Übernacht-Logistik nach vorn zu spielen.

Klappt alles wie geplant, kann die Unternehmensgruppe jedenfalls schon bald deutlich kürzere Auslieferungszeiten erreichen – ein Faktor, der bei Buchkäufern zusehends in den Fokus rückt. Nicht dass die Stuttgarter glauben würden, damit Amazon eines Tages aus dem Feld drängen zu können. Aber sie wollen zumindest Paroli bieten – im eigenen Interesse, zum Vorteil ihrer Kunden.