KNO VA/ KNV

Zentrallogistik wird teurer als geplant

3. August 2012
von Börsenblatt
Das Barsortiment KNV und die Verlagsauslieferung KNO VA bereiten sich auf eine neue Zeit vor – beide Unternehmen sollen, zumindest räumlich, in der Mitte Deutschlands zusammenwachsen. Wo genau die neue Zentrallogistik verwirklicht wird, behält das Unternehmen zwar nach wie vor für sich. Aber zumindest eines ist klar: Der Umzug wird um einiges teurer als ursprünglich geplant.

Als Oliver Voerster, geschäftsführender Gesellschafter beider Unternehmen, im Mai 2011 seine Umzugspläne öffentlich machte, sprach er von einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro. Die Zahl ist mittlerweile nach oben korrigiert worden: "Wir werden mehr als 150 Millionen Euro investieren", sagt KNV-Einkaufsleiter Markus Fels jetzt – Hintergründe nennt er nicht.

Vorzugskonditionen für die neue Nummer eins

In der Branche wird nun darüber gerätselt, wie KNV und KNO VA den Umzug finanzieren – zumindest, wo sich beide Unternehmen möglicherweise Unterstützung holen. Konkret: Es geht sowohl um Subventionen als auch um bessere Kondititionen (Rabatte, Zahlungsziele, Skonti) von Verlagen. Fels stellt zwar beides nicht in Abrede, und lässt dennoch alles offen. Natürlich rede man derzeit mit Verlagen, sagt er nur. „Unser Konzept 2015 finden viele spannend – das Interesse ist groß.“ Verlage wollten sich dazu auf Nachfrage von boersenblatt.net nicht öffentlich äußern.

Rückenwind kommt aber aus einer anderen Richtung: Wie berichtet, gab es für KNV / KNO VA unverhoffte Unterstützung vom Bundeskartellamt. Durch die Lagerzusammenführung entstehe ein zentral gelegenes Logistikzentrum mit einer einheitlichen Distributionslogistik, urteilten die Kartellwächter (als es um die neue Marktgewichtung nach dem Zusammenschluss von Könemann und Libri ging; siehe Archiv). Die Konsolidierungsstrategie mache die Stuttgarter Zwischenbuchhändler dann zur Nummer eins – in der Summe führe sie dazu, dass die Firmen wirtschaftlicher arbeiten könnten als zuvor (und als Wettbewerber Libri), Kosten sparten und ihre Kapitalbindung verringerten.          

Subventionsregeln in Thüringen 

Wo das alles passieren wird, dürfte bereits feststehen – auch wenn offiziell nur wenig bekannt ist. Fels versichert lediglich: „Ein Spatenstich steht noch aus“. Aus internen Kreisen hieß es immerhin schon im Juni, dass der neue Standort im Umkreis von zehn Kilometern um Erfurt liege.

Ein attraktiver Landstrich, nicht nur für Naturliebhaber: Thüringen profitiert noch bis 2013 von Sondermitteln der EU – über den Strukturfonds Thüringen. Je nach Größe werden Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen, mit bis zu 50 Prozent der Investitionssumme gefördert. Bleibt die Frage, ob die Stuttgarter hier bedacht werden.

Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen nennt dazu erwartungsgemäß nur einige generelle Regeln:

  • Für Großprojekte ab einem Volumen von 100 Millionen Euro gebe es maximal 30 Prozent der Investitionssumm. Zudem könne das Land Thüringen in solchen Fällen nicht allein entscheiden, die EU begutachte Projekte in dieser Größerordnung ebenfalls – was oft Monate dauere.
  • Die Logistikbranche sei auf der Liste der wichtigen (und besonders förderwürdigen) Wirtschaftszweige nach unten gerutscht (seit Frühjahr 2012).