Logistikumfrage 2012

Logistikkette mit kleinen Knoten

21. Juni 2012
Redaktion Börsenblatt
Fast 30 Millionen remittierte Bücher, zahlreiche Kleinsendungen, eine Rechnungsbündelung, die zu wünschen übrig lässt: das sind Problemfelder, welche die neue Logistikumfrage des Börsenvereins aufzeigt.

Sie bleibt ein Dauerbrenner, die Sache mit den Remissionen. Obwohl Initiativen in der Branche dem Remissionsunwesen schon seit Längerem Einhalt zu gebieten versuchen, sind bislang keine Erfolge sichtbar. Das zumindest belegt die jüngste Logistikumfrage des Börsenvereins, die vom Ausschuss für den Zwischenbuchhandel durchgeführt wird.

Elf Verlagsauslieferungen mit einem Gesamtumschlag von 2,418 Milliarden Euro (Nettopreise) haben sich in diesem Jahr an der Erhebung beteiligt, im Schnitt betrug ihre Remissionsquote im Jahr 2011 7,95 Prozent (2010: 7,23 Prozent). So hat Matthias Heinrich, Vorsitzender des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel, keine andere Wahl als wieder einmal in Richtung Branche zu appellieren: "Da die Remissionen spartenübergreifend den höchsten Kostentreiber darstellen, ist ein Anstieg der Gutschriften ärgerlich." Die Höhe von fast acht Prozent bleibe unter Rationalisierungsgesichtspunkten katastrophal.

Hinzu kommt, dass die Remissionen nicht nur wert-, sondern auch mengenmäßig zugenommen haben. So wurden 29,5 Millionen Exemplare eben mal durch die Gegend geschickt, 2010 waren es noch 27,2 Millionen.

Wichtigster Kunde der Verlagsauslieferungen sind nach wie vor die stationären Händler, wenngleich sie etwas an Boden verloren haben. 56,86 Prozent des Umschlags landeten bei ihnen, 19,71 Prozent gingen an den Großhandel (siehe Grafik 1). Gewinner waren die Nebenmärkte, die sich einige Zehntel hinzuerobern konnten: "Das lässt vermuten, dass die Rackjobbing-Aktivitäten mancher Teilnehmer gut gegriffen haben«, meint Heinrich. Auch die Exporte entwickelten sich nach oben, "darin könnten sich die Direktlieferungen in die Schweiz niederschlagen".

Lagerumschlag

Beim Lagerumschlag gab es so gut wie keine Veränderungen: Die Kennzahl hat sich bei 1,26 eingependelt. Nahezu konstant blieb auch das Verhältnis der berechneten zu den unberechneten Exemplaren (Rezensions- und klassische Freiexemplare). Es liegt schon seit einigen Jahren bei neun zu eins.

Mühsam bleiben Verbesserungen bei Rechnungsstruktur und  Bündelung. Statt 6,53 Exemplaren erscheinen nun 6,26 pro Position auf einer Rechnung (siehe Grafik 2). "Die Bündelungsbemühungen der Auslieferungen wirken sich nicht in gewünschtem Maß aus", bilanziert Matthias Heinrich. Zudem sind mit einem Durchschnittswert von 51,68 Stück weniger Exemplare pro Rechnung verzeichnet als im Vorjahr (52,78).

Elektronische Bestellungen nehmen zu

EDV-Bestellungen erleben einen erfreulichen Aufwärtstrend: 76,9 Prozent der Aufträge sind 2011 elektronisch übermittelt worden. Somit nutzt die Branche den effizienten elektronischen Bestellweg noch intensiver. Immer schwerer haben es die Verlagsvertreter: Reiseaufträge machten nur noch 21,74 Prozent aller Aufträge aus (siehe Grafik 3). Heinrich führt das darauf zurück, "dass weiterhin klassische Reisekunden in Filialunternehmen aufgehen oder schlicht schließen". Die Kettenbuchhandlungen würden online ohne Vertreterbesuch bestellen, "die Zahlen zeigen das aktuelle Dilemma der Verlagsvertreter". Deren Reiseaufträge werden heute im Übrigen zu fast 90 Prozent elektronisch übermittelt.

Die elektronischen Bestellungen über die Bestellanstalten der Barsortimente gaben von 37,26 Prozent auf 31,8 Prozent nach, die Order per IBU gewann gut einen Prozentpunkt hinzu (jetzt: 3,97 Prozent). Manuell weiterzubearbeitende Bestellungen machen rund ein Fünftel aus. "Je weniger, desto besser", sagt Heinrich. "Der klassische Papierweg ist fehleranfällig und nicht rationell."

Mehr Packstücke unterwegs

Die Anzahl der Packstücke hat sich leicht erhöht. Sie lag bei zwölf Millionen Stück gegenüber 11,9 Millionen im Jahr zuvor. Kleinsendungen unter zwei Kilogramm entwickelten sich rückläufig und stellen 34,45 Prozent (siehe Grafik 4). Das korrespondiert damit, dass auch der Beitrag der Direktlieferungen an Endabnehmer ab Auslieferung leicht abgenommen hat.

Nachholbedarf gibt es bei den "portoseitig rentablen und handlingseitig angenehmen Packstücken zwischen fünf und zehn Kilogramm", findet Heinrich. Ihr Wert sank von 17,3 Prozent auf 16,87 Prozent. Die schweren Packstücke zwischen zehn und 20 Kilogramm legten dagegen zu und kamen auf einen Anteil von knapp 30 Prozent. Dieser hohe Wert an schweren Packstücken gehe eindeutig gegen die Empfehlungen des Börsenvereins, so Heinrich – sofern es sich nicht um Rampengeschäfte von Stapler zu Stapler handele.

Transportwegestruktur

In puncto Transportwegestruktur nach Packstücken hat der Büchersammelverkehr die Nase mit 47,82 Prozent weiterhin ganz vorn – und konnte seinen Vorsprung sogar noch ausbauen (siehe Grafik 5). Genauso wie die Post, die 0,6 Prozentpunkte hinzugewann und auf einen Wert von 37,73 Prozent kommt. Die Paketdienste hatten das Nachsehen und verloren einen Prozentpunkt (jetzt: 5,82 Prozent). "Gut möglich, dass sich die Paketdienste bei Ausschreibungen der Auslieferungen nicht gegen die Post durchsetzen konnten", erläutert Heinrich.

Bei den Transportwegen nach Gewicht ist der Büchersammelverkehr ebenfalls wichtigstes Beförderungsmittel, bei leichtem Rückgang. Dennoch werden immer noch nahezu 54 Prozent des im buchhändlerischen Verkehr versandten Gewichts durch die Branchendienste transportiert. An zweiter Stelle stehen Speditionen mit knapp 30 Prozent, gefolgt von der Post mit circa neun Prozent.

Mit den Resultaten der jüngsten Logistikumfrage ist Heinrich in mancherlei Hinsicht nicht zufrieden. "Von 2010 auf 2011 haben sich einige Werte nachteilig verändert", so der Vorsitzende des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel. "Es gibt deshalb logistisch noch einiges zu optimieren, um Renditevorteile in unserer Branche und das Über- oder gesündere Weiterleben langfristig zu garantieren."

Christina Schulte