Frankfurter Buchmesse 2011

"Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen"

14. Oktober 2011
von Börsenblatt
KNV präsentiert sich auf der Frankfurter Buchmesse diesmal mit einem völlig neuen Stand (Halle 4.0 D 1304), serviert delikate Obstsäfte, zeigt mit seiner E-Commerce Solution neue Multichannel-Angebote  – und nebenan seinen neuen E-Reader von iriver. Warum das KNV so wichtig ist? Antworten von Einkaufsleiter Markus Fels. 

Buchhändler wollen Non-Books – und KNV nimmt sie ins Programm, stellt sie am neuen Messestand sogar in die erste Reihe. Ist das nicht zu viel der Aufmerksamkeit?  

Fels: Das ist doch gar nicht die Frage. Eines der wesentlichen Themen dieser Buchmesse, wenn nicht das zentrale Thema, war doch die Frage, wie der Buchhandel in der Zukunft funktionieren wird, welche Sortimentsangebote zukunftsorientiert sind und wie eine vielfältige Handelslandschaft erhalten werden kann. Zusatzangebote sind wesentlich anspruchsvoller und komplexer im Einkauf, in der Logistik und im Datenmanagement als das reine Buchangebot. Non-Book-Angebote sind kein Selbstläufer, die Auswahl eines qualitativ hochwertigen buchaffinen Angebots und eine angemessene Präsentation sind die Herausforderungen des Handels.

Ihre Antwort?

Fels: Die Tendenz ist eindeutig, Multichannel-Konzepte umzusetzen, ist absolut notwendig. Neben der Fortentwicklung des Kernbereichs „Buch“ sind Zusatzsortimente für eine neue Positionierung des Handels und eine ertragsreiche Entwicklung überlebenswichtig. Es gibt eine Notwendigkeit zu einer enormen Innovationsgeschwindigkeit und Kreativitätsdynamik, um im Wettbewerb der Branchen zu bestehen. Das gilt für Buchhandlungen genauso wie für uns als Barsortiment. Deshalb engagieren wir uns mit Zusatzsortimenten, deshalb entwickeln wir unsere E-Commerce-Solutions weiter – und deshalb machen wir auch beim Geschäft mit digitalen Inhalten so viel Tempo.

Und deshalb gibt es auch den neuen Messestand?

Fels: Ja. 2011 ist für uns das Jahr der Innovation – Einstieg in das Geschäft mit dem Lebensmittelhandel, Weiterentwicklung der digitalen Verlagsauslieferung, Neuausrichtung der Logistik in der Mitte Deutschlands, ein Print-on-Demand-Zentrum in Stuttgart und in diesen Tagen auch den neuen Messestand. Wir haben mit unserem kommunikativen Gastronomiekonzept ein großzügiges Ambiente geschaffen für die Gespräche mit unseren Kunden und Geschäftspartnern, wir wollen dem Besonderen und neuen Ideen einen Raum bieten und die für uns wichtigen, innovativen Themen mehr in den Mittelpunkt rücken.

Apropos Mittelpunkt: Ist denn schon klar, wo die neue Zentrallogistik von KNV und die KNO VA entstehen wird?

Fels: Wir sind mit unserem großen Projekt im Zeitplan und arbeiten dynamisch am neuen Konzept. Es bleibt dabei: Wir werden unsere Logistik an einem Standort in der Mitte Deutschlands bündeln, der Spatenstich soll im Frühjahr nächsten Jahres erfolgen.

Zusatzsortimente, E-Commerce, digitale Inhalte: Warum geht es nicht mehr ohne?

Fels: Alle Studien, die ich kenne, kommen zu dem gleichen Schluss: Die Bevölkerungszahl in Deutschland sinkt und die Leselust ist, vor allem bei Jugendlichen, weiter rückläufig. Entstanden ist ein vielfältige Medienkonkurrenz zum Buch. Über Jahrzehnte funktionierende Geschäftsmodelle haben ihre Bedeutung partiell verloren und funktionieren nicht mehr in gewohnter Weise. Diese Faktoren hinterlassen im Handel ihre Spuren – und zwar überall. Vor diesem Hintergrund muss sich jetzt jeder für sich sehr genau überlegen, wie er auf diese umfassenden Herausforderungen reagiert.

Wie lässt sich das aus Ihrer Sicht herausfinden?


Fels: Strategische konzeptionelle Arbeit ist notwendig, um die Positionierung des Buchhandels in der jeweiligen Region festzulegen. Konzepte zu entwickeln ist notwendig, neue Strategien auszuprobieren sinnvoll, es gibt nicht nur einen einzigen Weg in die Zukunft.

Denken Buchhändler über diese Fragen nach?

Fels: Natürlich, und sie experimentieren auch. Die einen beschäftigen sich eher mit digitalen Themen, die anderen mit Zusatzsortimenten, ihrem Marketing oder Multichannel-Strategien. Wir sehen das als den richtigen Weg an: auszuprobieren, was Kunden wünschen und Kundennähe und Kundenbindung in den Mittelpunkt zu rücken. Gerade die neuen Sortimente und die digitale Welt erfordern unsere Kreativität. Der Mut zu Veränderungen und zum Experimentieren ist ein neues Markenzeichen des Buchhandels. Vielfalt, Interessen und Fähigkeiten der Buchhändler nehmen zu, die Multimedialität wächst. Man könnte sagen: Die Branche befindet sich in einer Art Projektphase.

Manche sagen auch Umbruch.

Fels: Das klingt mir zu negativ, so als wäre die Zukunft schon geschrieben und nicht beeinflussbar. Wer die Herausforderungen nicht annimmt, muss mit erheblichen Auswirkungen rechnen. Ich denke eher, dass uns ein Aufbruch bevor steht. 

Ist das Ihr Selbstverständnis, mit dem Sie hier auf der Buchmesse unterwegs sind?

Fels: Absolut. Wir wollen mit unseren Partnern im Handel über innovative, individuelle Lösungen diskutieren und diese gemeinsam umsetzen. Als Dienstleister unterstützen wir unsere Partner dabei, den dynamischen Prozess in die Zukunft zu steuern.

Wie passt dazu, dass Sie an den Nebenmärkten – etwa an Saturn – so stark interessiert sind?
Fels: In den Nebenmärkten ist die Nachfrage nach einem breiteren, anspruchsvolleren Buchsortiment gestiegen. Um diese Anforderungen erfüllen zu können, brauchen die Player in den Nebenmärkten einen verlässlichen Partner und kommen auf KNV zu. Auch Barsortimente verändern sich. Aber wie gesagt: Wir bieten dem Sortiment neue Produkte an, den neuen Webshop E-Commerce Solutions, einen eBook-Reader inklusive einer umfassenden Marketingkampagne für Endkunden. Dahinter steht ein klares Bekenntnis zu kleinen und mittelständischen Strukturen. Es ist doch so: Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen.