Matthias Schlesewsky, Professor für Neurolinguistik an der Universität Mainz, und Stephan Füssel, Leiter des Instituts für Buchwissenschaft und Sprecher des Forschungsschwerpunkts Medienkonvergenz der Uni Mainz, stellten die Studie heute auf der Buchmesse vor.
Ausgangspunkt der Studie, so Schlesewsky, sei die weitverbreitete Annahme, E-Book-Lesen sei "Lesen 2. Klasse": weniger vergnüglich, weniger gemütlich, oberflächlicher. Doch die bewusste Bewertung des Lesevorgangs, so Schlesewsky, entspreche häufig nicht dem tatsächlichen Aufwand des Gehirns bei der Verarbeitung des Textes. Deshalb habe man den Verarbeitungsaufwand beim Lesen von Papierseiten, von E-Ink-Readern und von Tablets in einem kontrollierten Experiment ermittelt.
Dabei wurden Hirnströme aus einem Frequenzbereich gemessen, der für die Verarbeitung neuer Informationen wichtig ist (das sogenannte Theta-Band). Die geringste Hirnaktivität wurde während des Experiments beim Lesen auf Tablets gemessen. Schlesewsky entkräftete den möglichen Einwand, man würde deshalb oberflächlicher lesen, sofort: Die Antworten auf Verständnisfragen, die zu den ausgewählten Texten gestellt wurden, fielen immer gleich aus – unabhängig vom Gerät oder Trägermedium.
Diametral entgegen steht diesen Messergebnissen das subjektive Empfinden der Probanden beim Lesen: Mit 70 Prozent ist der Wohlfühlfaktor bei Papier immer noch am größten
Ein ausführliches Studienpapier kann hier abgerufen werden: http://www.uni-mainz.de/downloads/medienkonvergenz_lesestudie.pdf