Da waren’s nur noch drei unter den eigenständigen Playern auf dem Barsortimentsmarkt. Die Nachricht vom vergangenen Freitag hat eingeschlagen – nicht nur die Tatsache des Zusammenschlusses an sich, sondern auch die zahlreichen Entwicklungen, die sich anhand dieser Meldung nun abzeichnen und die die gesamte Branche betreffen.
Im Zeitraffer erzählt die Nachricht aus Hagen vom Strukturwandel des Sortimentsbuchhandels in den vergangenen zehn Jahren und seinen Konsequenzen: von der Konzentration, von Überlebenskämpfen und Geschäftsaufgaben. Als Beispiel dient Nordrhein-Westfalen, problemlos übertragbar auf die anderen Bundesländer. Weil die Verquickung von Barsortimenten und Buchhandel so eng ist, zieht der eine den anderen mit in den Schlamassel.
Die Meldung ist aber auch deswegen so bemerkenswert, weil sie den Fokus auf die Frage richtet, mit welchen Geschäftsmodellen die Barsortimente künftig ihr Geld verdienen werden. Konkurrenz für die Unternehmen erwächst zum Teil aus den eigenen Reihen von KNV & Co. Die Verlagsauslieferungen können immer mehr – und manche schon fast das Gleiche. Zudem gilt: Weniger Kunden mit sinkenden Umsätzen bringen weitere Überkapazitäten mit sich, die abgebaut werden wollen. KNV hat bekanntermaßen schon ein Zeichen gesetzt, wird umziehen und will am neuen, noch unbekannten Standort der größte Branchen-Medien-Logistiker werden und bei Non-Books kräftig aufstocken. Und Libri holt sich jetzt mit Könemann neues Volumen- ins Haus.
Eine andere Alternative: an der Kostenschraube drehen und die Angebote eindampfen. Vielleicht wird schon in naher Zukunft die heilige Kuh der Übernacht-Lieferung geopfert. Oder aber: die Kosten auf die Kunden abwälzen. So etwas geht leicht in einer Marktform, bei der ein Trio das Geschehen beherrscht, leichter, als wenn sich auch auf Anbieterseite zahlreiche Unternehmen tummeln und sich einen undurchsichtigen Konkurrenzkampf liefern. Überstrapazieren darf man die Kunden jedoch nicht, denn jeder Buchhandelskunde ist wertvoll. Wertvoller denn je.
Interessant ist die Ausgestaltung des geplanten Konstrukts, die viele Fragen aufwirft. Etwa, wer welche Anteile an dem Joint Venture halten und mithin das Sagen haben wird? Oder: Wie kommt eine, nennen wir sie Zweimarken-Strategie Libri-Könemann bei den Buchhändlern an? Ein Barsortiment, zwei Gattungen von Sortimentern, die aus zwei verschiedenen Konditionen- und Dienstleistungsportfolios bedient werden: Ist das auf Dauer ein tragfähiges Geschäftsmodell oder wird sich das Angebot durch Kundenwanderungen nicht nivellieren? Der Praxistest steht dem Gemeinschaftsunternehmen noch bevor. Und wird mit Spannung beäugt werden.
Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Zwei Firmen, eine Wanne" im aktuellen Börsenblatt (Heft 41, S. 30/31).