Standort Hagen wird aufgegeben

Könemann und Libri schließen Allianz

7. Oktober 2011
Redaktion Börsenblatt
Die Barsortimente Könemann und Libri streben die Gründung eines neuen, gemeinsam betriebenen Unternehmens im Zwischenbuchhandel in Form einer GmbH an. Noch in diesem Monat soll ein entsprechender Antrag beim Bundeskartellamt gestellt werden. Das kündigte Stefan Könemann heute an. Der Leiter des Hagener Familienbetriebs wird in der neuen Firma als Geschäftsführer die Verantwortung übernehmen. 

Mitte 2012 soll der Wechsel erfolgen. Die Pläne würden das Aus für den Standort Hagen bedeuten und den Arbeitsplatzverlust für 234 Beschäftigte, davon 59 in Vollzeit und 175 in Teilzeit beziehungsweise saisonal.

Kern des Joint Ventures mit Libri ist die Integration der gesamten Logistik am Libri-Standort Bad Hersfeld. »Für unsere Kunden ändert sich dabei nichts«, betonte Könemann. »Alles bleibt für sie beim Alten: die Ansprechpartner im Außendienst und Innendienst, die persönliche Betreuung, die attraktiven Konditionen, insbesondere unsere Taschenbuch-Rabatte und natürlich auch die 19-Uhr-Bestellpunkte in Nordrhein-Westfalen.« Einzig die Ware komme dann ab Mitte nächsten Jahres in einer Libri-Wanne ins Haus, der eine von Libri im Namen Könemanns erstellte Rechnung beiliege.

Verbunden mit der Neuausrichtung ist auch eine Erweiterung des Vertriebsgebiets. Neben NRW, Niedersachsen, Bremen und kleineren Teilen von Rheinland-Pfalz will Könemann in der Allianz mit Libri künftig in Gesamt-Rheinland-Pfalz in den Wettbewerb auch mit KNV und Umbreit treten. 

Hintergrund der strategischen Allianz mit Libri sei die fortschreitende Marktkonzentration. »Es werden weniger Buchhandlungen«, sagte Könemann, »aber leider werden es für uns nicht zugleich auch weniger Fixkosten.« Um dauerhaft unter den veränderten Marktbedingungen rentabel wirtschaften zu können, sei es daher unumgänglich, die Kosten deutlich zu verringern – für das Hagener Gebäude, die Warenbevorratung, Investitionen in die Fördertechnik, das Warenwirtschaftssystem SAP sowie die Löhne und Gehälter.

Die Beratungen mit dem Betriebsrat über die bevorstehende Betriebsschließung seien heute aufgenommen worden. Könemann versicherte im Gespräch mit dem Börsenblatt, dass ihm an fairen Verhandlungen »mit Blick auf unsere Mitarbeiter, die zum Teil 30 Jahre und länger bei uns waren«, sehr viel liege. »Wir haben gute Leute. Es wurde immer vertrauensvoll zusammengearbeitet. Unsere Krankenstände sind äußerst gering.« Er wolle sich persönlich in den Verhandlungen der nächsten Zeit für ein sozialverträgliches Ausscheiden der Belegschaft einsetzen.

Gegenüber den umgerechnet cirka 130 Vollzeitstellen heute bei dem Hagener Unternehmen wird sich die Mitarbeiterzahl der angestrebten gemeinsamen GmbH laut Könemann auf »weniger als 20« reduzieren. Auch der neue Firmensitz werde aber im Großraum Hagen liegen. Vor dem Hintergrund der deutlich marktbeherrschenden Stellung des Stuttgarter Zwischenbuchhändlers KNV rechnet man bei Libri und Könemann nicht mit kartellrechtlichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Allianz.