Management

Bis der Laden läuft

28. September 2011
Redaktion Börsenblatt
Lieferung über Nacht, kulante Regeln bei Remissionen und Webshops: Die Barsortimente genießen bei Gründern kleiner Buchhandlungen einen Sonderstatus – tun aber auch einiges dafür. Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise hat recherchiert und zeigt vier Praxisbeispiele, wie Kooperationen funktionieren können.
Anne Katharina Kurtenbach
Buchhandlung Schriftgut in Dresden (seit April 2011), Allgemeines Sortiment, 60 Quadratmeter. Internet:  www.buchhandlung-schriftgut.de

Bevor KNV von ihr den Zuschlag bekam, schaute sich Quereinsteigerin Anne Katharina Kurtenbach alles sehr genau an – und nahm auch die Angebote anderer Barsortimente unter die Lupe. »Für KNV sprach letztlich vor allem zweierlei: die große Menge an Büchern und Non-Books, die ich über Nacht bekomme, und der schlanke, klare Webshop.« Von Anfang an sei es ihr Ziel gewesen, möglichst viel über einen Dienstleister abzuwickeln; auch wollte sie keine Zeit durch Vertretergespräche verlieren und, vor allem, ihre Logistik- und
Lagerkosten dauerhaft gering halten. Kurtenbach: »Direktbestellungen bei Verlagen mache ich nur bei Titeln, die KNV nicht im Programm hat.« In Stuttgart kaufte sie die Erstausstattung und ihr Warenwirtschaftssystem (fitbis), zusätzlich ließ sie sich einen Onlineshop einrichten. KNV kommt ihr entgegen, sogar bei den Konditionen: Im ersten Jahr gelte für sie eine Sonderregelung bei Remissionen, erzählt sie. »Das gibt mir Sicherheit.«

Kontakt zu KNV
über den Kundenservice in Stuttgart (Telefon: 0711 / 7860-2254) oder Köln (Telefon: 0221 / 7025-245), per E-Mail (vertrieb@knv.de) oder Internet (www.knv.de)
Hildegard Vogel
Buchhandlung Lesezeit in Münster (seit Juni 2010), Allgemeines Sortiment, 60 Quadratmeter
Internet: www.lesezeit-muenster.de

Könemann kennt Hildegard Vogel schon lange. Das Barsortiment gehörte in jeder Buchhandlung, in der sie bislang arbeitete, zu den Lieferanten. Dennoch hat sich Vogel, bevor sie sich im Juni 2010 in Münster-Mecklenbeck selbstständig machte, auch an die anderen drei gewandt. »Aber die beiden großen Barsortimente, KNV und Libri, waren schnell aus dem Rennen«, erzählt sie, »schon wegen der höheren Kosten.« Positiv aufgefallen sei ihr noch Umbreit – »weil sich der Onlineshop so gut an meine Wünsche und die Unternehmensfarben anpassen ließ«. Ihre Erstausstattung kam am Ende zum Großteil von Könemann (»just in time und regalfertig, da brauchte ich nur noch auszupacken«), Umbreit wurde die Nummer 2. Für ihr Lager bestelle sie zwar jetzt auch direkt bei Verlagen, mit einem Anteil von 80 Prozent sei die Barsortimentsquote aber immer noch hoch. Zwei Drittel davon entfallen auf Könemann. 2011 hat Vogel am Gründerseminar des Hagener Barsortiments teilgenommen, sie schätzt den persönlichen Kontakt und die Kulanz, mit der man ihr begegnet – etwa bei Remissionen oder beim Zahlungsziel. Um ihr Warenwirtschaftssystem hat sie sich ­allerdings selbst gekümmert; es stammt von Engelsys.

Kontakt zu Könemann

über den Kundendienst in der Zentrale in Hagen (Telefon: 02331 / 789-0) oder
via Internet: www.koenemann.de/barsortiment/kundenbetreuung.htm
Tanja Meyer
Das Räubernest in Frankfurt (seit Oktober 2010), Kinder- und Jugendbuchhandlung, 60 Quadratmeter
Internet: www.das-raeubernest.de

Libri plus Anabel – Quereinsteigerin Tanja Meyer ist eher zufällig auf dieses Duo gestoßen. Als sie sich auf die Gründung ihrer Kinder- und Jugendbuchhandlung vorbereitete, führte sie eine Webrecherche zu Leanders Leseladen (Heidelberg) und zu dem von Inhaberin Gabriele Hoffmann für Libri entwickelten Katalog »Harry & Pooh«. Meyer: »Das Konzept von Leanders Leseladen entsprach haargenau meinen Plänen.« Für sie sei es deshalb nur logisch gewesen, den gleichen Lieferanten zu wählen, also Libri. Später im Gespräch mit dem Kundenberater erfuhr sie dann noch von Anabel, dem Einkaufsmodell der Genossenschaft eBuch. »Mir leuchtete sofort ein, dass das Sinn macht – in puncto Handling, Kosten und Konditionen.« Beim Einkauf wollte sie in jedem Fall autonom agieren. »Ich hatte eigene Ideen und mochte  mir von Verlagsvertretern da auch gar nicht reinreden lassen.« Meyer bezieht 80 Prozent ihres Sortiments von Libri/Anabel; sie nutzt dafür das Bestell- und Bibliografiersystem Libri Pro 5. Nur einen Onlineshop hat sie bisher nicht, und auch die Exis­tenzgründer-Kurse, die Libri neuerdings anbietet, hat sie nicht besucht. Ihr Resümee: »Ich würde alles immer wieder so machen.«

Kontakt zu Libri

über die Hamburger Zentrale (Telefon: 040 / 85398-0), E-Mail (marketing@libri.de) oder Internet (home.libri.de/kunde-service/gruendung/)
Jutta Schultz
Bücherlurch in Kornwestheim (seit März 2011), Allgemeines Sortiment, 90 Quadratmeter
Internet: www.buecherlurch.de

An Umbreit führte kein Weg vorbei, allein aufgrund der Nähe: Bietigheim-Bissingen und Kornwestheim liegen nur 20 Kilometer voneinander entfernt. »Wir sind schnell in Kontakt gekommen«, sagt Jutta Schultz. »Der persönliche Faktor spielt für unsere Buchhandlung nun mal eine sehr zentrale Rolle.« Schultz gehört, neben Petra Eiding, Angelika Ortwein und Katja Rabus, zum Gründerteam von ­Bücherlurch. Das Sortiment eröffnete im März 2011 am ehemaligen Standort von Aigner in der Bahnhofstraße, Umbreit lieferte fast die komplette Erstausstattung. Schultz: »So viel wie möglich von einem Lieferanten zu beziehen, vereinfacht die Abläufe und spart Versandkosten.« Noch heute bekomme sie rund zwei Drittel aller Bücher über das Barsortiment. Umbreit hat in der Gründungsphase ordentlich mitgeholfen – bei der Sortimentsauswahl (mit einer Lis­te der bestverkauften Titel), durch Schulungen (u.a. für die hauseigene Warenwirtschaft BonusStart), durch den Baukasten für einen Webshop und durch die Konditionen (u.a. mit längeren Zahlungszielen und geringeren Logistikgebühren als üblich).  

Kontakt zu Umbreit
über den Kundendienst in Bietigheim-Bissingen (Telefon: 07142 / 596-0), E-Mail (service.bs@umbreit.de) oder Internet: www.umbreit.de/service