Das Lesen sei die Schlüsselqualifikation für ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben. Dennoch seien immer mehr junge Menschen nicht mehr in der Lage, einen gedruckten Text zu lesen und zu verstehen. Linnemann wecke seit Jahrzehnten mit unzähligen Ideen und Initiativen bei Kindern den Spaß am Lesen. Mit Herzblut widme sie sich der selbst gestellten Aufgabe, gerade junge Menschen in der Region an die Literatur heran zu führen. "Ihr Engagement für die Leseförderung ist eine große kulturelle Leistung für die Stadt Paderborn und über ihre Grenzen hinaus", sagte Landrat Manfred Müller im Rahmen der Feierstunde.
Als gebürtige Kirchborchenerin ist Linnemann stark mit der Region verwurzelt. 1977 eröffnete sie zusammen mit ihrem Ehemann Antonius Linnemann die gleichnamige Buchhandlung. Unterstützt von ihrer Familie und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist sie nahezu 50 Abende im Jahr unterwegs, um in Kindergärten, Schulen, bei Elternabenden, in der Volkshochschule oder in Frauenverbänden immer wieder die Lust zum Lesen zu vermitteln. Außerhalb der Geschäftzeiten lädt sie jährlich hunderte von Schüler und Schülerinnen aller Jahrgangsstufen ein, stellt Bücher vor oder organisiert Autorenlesungen. Sie begleitet zudem die alle zwei Jahre in Paderborn stattfindende Kinderbuchwoche, lädt Autoren ein und organisiert deren Lesungen. Allein in 2010 beteiligten sich in Paderborn 64 Grundschulen mit mehr als 11.000 Schülerinnen und Schülern an dieser Aktion. Von ihr wurde die Auszeichnung "Paderborner Hase" ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um einen Kinderliteraturpreis, der am Ende der Projektwoche dem Autor für das Buch verliehen wird, welches den höchsten Zuspruch bei den teilnehmenden Schulkindern erhalten hat.
Seit 1993 ist Linnemann ehrenamtlich für den Verein "Kinder-Reigen e.V. / Hora Copiilor" tätig. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, rumänische Waisenkinder in Familienhäusern zu betreuen und auf ein selbständiges Leben vorzubereiten. Sie sollen eine bessere Kindheit erleben können und gleichzeitig zu lebenstüchtigen Menschen erzogen werden. Mittlerweile gibt es in Lipova neun Familienhäuser mit ca. 90 Kindern. Darüber hinaus gibt es ein Haus für Jugendliche, eine Sonderschule, ein Aidszentrum, ein Altenheim, eine Arzt- und Zahnarztpraxis, eine Nähwerkstatt, eine Halle für Lehrwerkstätten und 10 ha Landwirtschaft. 1994 besuchte sie zum ersten Mal die Waisenhäuser in Lipova /Rumänien. Seither sammelt Linnemann unermüdlich Spenden für den Verein. In und um Paderborn wirbt sie beharrlich und mit großer Überzeugungskraft für das Projekt. Auch im Rahmen ihrer zahlreichen Vorträge zur Leseförderung und bei den sonstigen von ihr organisierten Veranstaltungen nutzt sie konsequent die Gelegenheit, um auf den Verein und das Spendenkonto hinzuweisen. "Mit ihrer herzlichen, natürlichen und einfühlsamen Art motivieren Sie die Menschen, das Projekt zu unterstützen", sagte Müller. Ihrem außergewöhnlichen Einsatz sei es zu verdanken, dass im Laufe der Jahre die stattliche Spendensumme von mehr als 400.000 Euro zusammengekommen sei. Für zwei der im Rahmen des Projektes entstandenen Familienhäuser in der Kleinstadt Lipova – die Häuser Gladiole1993 und Glockenblume 1998 - übernahm Linnemann gemeinsam mit den Gruppen Paderborn u. Paderborn-Mastbruch die Patenschaft und unterstützt diese auch in finanzieller Hinsicht. Sofern die Zeit es zulässt, reist sie selbst dorthin und überzeugt sich vor Ort, dass die Spenden auch direkt und erfolgreich eingesetzt werden.
Bereits die Stadt Paderborn würdigte ihren Einsatz in 2010 mit der Verleihung der Kulturnadel. Für ihren unermüdlichen Einsatz über Jahrzehnte hinweg verleiht ihr der Bundespräsident nun als Zeichen der Anerkennung und des Dankes das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Müller sprach abschließend die Hoffnung aus, dass es ihr auch weiterhin gelingen möge, die "Liebe zum Buch" zu verbreiten und gerade auch junge Menschen für das Lesen zu begeistern.