Internet

Hacker-Angriff auf die Westermann-Shops

11. Juli 2011
von Börsenblatt
Bereits am 27. Juni haben die Überwachungssysteme beim Braunschweiger Westermann-Verlag Unregelmässigkeiten ausgewiesen: Tatsächlich unterlag das Unternehmen einer Hacker-Attacke aus Russland. Die über 10.000 Nutzer der Internetshops der Westermann-Gruppe, auf deren Kundendaten inklusive Bankverbindungen zugegriffen wurde, sind informiert. Bisher kann noch kein Fall illegaler Abbuchungen dem Daten-Diebstahl direkt zugeordnet werden. 

Von Russland aus sind vor etwa zwei Wochen Kundendaten mit Bankverbindungen kopiert worden. Die notwendigen Maßnahmen, von der Information des Landesschutzbeauftragten bis zur Information der Kunden, wurden direkt in die Wege geleitet. Mehrere 10.000 Kunden wurden letzte Woche Donnerstag per Mail über die Vorkommnisse informiert. Auch ein Formular für einen Widerspruch im Falle unrechtmäßiger Abbuchungen wurde dem Mailling angehängt, so Verlagssprecher Rainer Westermann.   

Die Kunden haben direkt nichts zu befürchten, denn im Falle einer unberechtigten Lastschrift stehen ihnen 13 Monate Zeit für den Widerspruch zu. Die Verantwortung läge eigentlich bei den Banken: Diese ließen "unzulässige Buchungen" erst einmal zu und der Prozess beginne erst nach Einspruch des Kunden. "Bisher ist nur ein einziger Fall einer unrechtmäßigen Abbuchung bei einem Westermann-Nutzer bekannt, der aber nicht einmal dem Hacker-Angriff direkt zugeordnet werden kann", so der Pressesprecher. Auch Kreditkarten seien nicht betroffen. Kunden-Anfragen, ob mit Auswirkungen auf ihre allgemeinen Online-Banking Aktivitäten zu rechnen sei, kann der Verlag verneinen.

Westermann ruft aber zu einer genauen Beobachtung der Kontenbewegungen auf – auch über einen längeren Zeitraum hinweg. "Alles andere wäre nachlässig", vor allem, da Westermann ja nicht der einzige Betroffene sei. Im Zeitalter des Internethandels würden sich Übergriffe dieser Art - wie man auch an anderen aktuellen Fällen wie bei Sony sähe – mehren.  

Auch der Verlag selbst hat direkte Konsequenzen aus dem Angriff gezogen. Technisch wurden die Systeme überprüft und Lücken geschlossen. Ein externes Spezialisten-Team wurde beauftragt und prüft seit zwei Wochen die Systeme weiter im Haus. Zudem werden intern alle Prozesse kritisch überprüft, um den Zugriff auf die sensiblen Kundendaten weiter zu erschweren. Für die Kundenkommunikation wurden neben dem Informationsmailing noch Kundenhotlines für die einzelnen Shops eingerichtet und zusätzlich besetzt. Bisher habe sich überhaupt erst etwa ein Prozent der betroffenen Kunden beim Verlag gemeldet. Eventuell hat das Haus aber nach den Ferien noch mit einer weiteren Beschwerdewelle zu rechnen, da primär Lehrer Nutzer und somit Betroffene des Angriffs sind.