Die grau mit großen Fenstern gestaltete Fassade ließ es bereits vermuten: Hier entsteht ein Kreativzentrum. Allerdings war das Domizil zum Zeitpunkt der Exkursion noch nicht ganz fertig gestellt. Davon unbeirrt begrüßte Vertriebsleiter Andreas Krauß die Teilnehmer und gab einen kurzen Überblick zum Programm des Nachmittages. Zum Kennenlernen der Räumlichkeiten folgte zunächst ein Rundgang durch und um das Haus. „Es geht darum, dass hier ganz viele kreative Menschen unter dem Dach von Aufbau zusammenkommen“, erklärte Tony Stubenrauch, Auszubildender des Verlags und gleichzeitig frisch gebackener Nachwuchssprecher des Börsenvereins. Dies drückte sich besonders im hauseigenen Theater und dem von einem Schwimmbad umfunktionierten Club aus.
Im Anschluss gab Andreas Krauß einen Rückblick auf die durchaus spannende Geschichte des 1945 im Osten Deutschlands gegründeten Verlags. Liberal-demokratisch eingestellt und stets unabhängig avancierte Aufbau zu einem der größten Publikumsverlage in der DDR. Die Herausgabe von Klassikerausgaben war von Beginn an ein wichtiger Bestandteil des Verlagsprogramms: Von Theodor Fontane über Heinrich von Kleist bis hin zu Thomas Mann. Dazu kamen aktuelle Autoren wie Lion Feuchtwanger, Anna Seghers und Hans Fallada. Jener Hans Fallada, der zurzeit mit seinem schon 1947 erschienen Roman „Jeder stirb für sich allein“ eine erstaunliche Renaissance erlebt. Über den Umweg Großbritanniens und den USA wurde der Titel auch hier zum Bestseller. Das Thema „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ bleibt weltweit interessant. Auch die Mitarbeiter des Verlags waren vom zeitversetzten Erfolg des Buches überrascht und konnten dennoch stets reagieren, auch wenn die eine oder andere Überstunde dazu nötig war.
Insgesamt erscheinen bei Aufbau circa 250 Titel im Jahr. Eine stolze Zahl für einen mit 53 Mitarbeitern relativ kleinen Verlag, der von Lektorat über Marketing bis hin zu Vertrieb und Herstellung alles selbst organisiert. Die Bücher des Verlags erscheinen in vier Programmen: Aufbau, Rütten und Loening, Aufbau Taschenbuch und Aufbau Kinder & Co. Nach einer ausführlichen Fragerunde durfte sich zum Abschluss der Exkursion jeder Teilnehmer noch sein persönliches Exemplar von „Jeder stirb für sich allein“ mitnehmen. Auch wenn das Aufbau Haus noch nicht gänzlich fertig gestellt war, ließ sich bereits erahnen, dass hier in Kürze ein Treffpunkt für kulturinteressierte Menschen sein wird. Für die zahlreichen Teilnehmer war es eine interessante Exkursion. Am Abend wurde dann gemeinsam in der Kulturbrauerei an der Schönhauser Allee auf der Großen Berliner Büchernacht gefeiert.
Text: Andreas Ziegler
