Kommentar von Christina Schulte

Bewegung im Oligopol

26. Mai 2011
Redaktion Börsenblatt
Goodbye Stuttgart. KNV verabschiedet sich bis 2015 mit seiner Logistik aus der schwäbischen Metropole und lässt sich an einem noch unbekannten Ort in der Mitte Deutschlands nieder. Diese­ Meldung, publiziert am vergangenen Donnerstag, bewegt die Branche.

Zumal KNV nicht irgendein Unternehmen ist, sondern eines aus dem Zentrum der Branche mit spartenübergreifenden Geschäftsbeziehungen. Einen radikalen und wegweisenden Schritt wagt das Familienunternehmen – die Entscheidung für oder gegen einen­ Standort ist eine der wichtigsten, die ein Unternehmen zu fällen hat. Für einen Logistiker, der seine Fracht in alle Teile Deutschlands verschickt, gilt das allemal.

Aus der Mitte heraus will KNV aber nicht nur sich selbst optimieren und seine eigene Zukunft sichern, sondern auch die des Buchhandels. Etwa mit einer doppelt so großen Produktpalette, um den Sortimentern in Zeiten bröckelnder Buchumsätze das Überleben weiter zu sichern.

Die Konkurrenten werden KNV ab jetzt noch genauer beäugen. In einem Oligopol wie dem Zwischenbuchhandel besteht eine hohe strategische Interdependenz unter den Marktteilnehmern. Viel stärker als in anderen Marktformen wirken sich die Entscheidungen eines Unternehmens auf die der Konkurrenten aus.
Höher, weiter, schneller: KNV will nicht nur Deutschlands, sondern Europas modernster Medien-Logistik-Dienstleister werden – und setzt damit Libri & Co. unter Zugzwang. Von der Wettbewerbssteigerung und dem Modernisierungsdruck, auch das ist ein Zeichen eines Oligopols, sollten letztlich die Kunden profitieren.