Kommentar

Lukrative Bilder

12. Mai 2011
von Börsenblatt
Die Bebilderung spielt bei Kalendern immer noch eine Schlüsselrolle. Aber zwischen austauschbaren Motiven aus dem Fundus der Bildagenturen und individuell beauftragten, künstlerischen Fotografien liegt ein himmelweiter Unterschied. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabine Schwietert.

Offline ist angesagt, was zählt ist das perfekte Bild. Das E-Thema spielt beim Kalender eine Nebenrolle, der Zeitplaner im digitalen Bilderrahmen scheint noch Lichtjahre entfernt. Ausgerechnet Fotos, also das, womit die Branche ihr Geld verdient, gibt es wie Sand am Meer. Unter 100 Millionen Bildern kann bei der Bildagentur Corbis ausgewählt werden, bei Getty Images stehen immer 24,7 Millionen Fotos bereit. Die Bilderflut ist trotz ausgefeilter Suchkriterien kaum mehr zu überblicken – und sie trägt zur Entwertung des einzelnen Fotos bei. Dank Digitalfotografie sind akzeptable Bilder auch für Hobbyfotografen zum Kinderspiel geworden.

In den Kalenderredaktionen muss die Spreu mühsam wieder vom Weizen getrennt werden. New York bei Nacht oder Leuchttürme – im Wettbewerb um die Kunden bieten Agenturen Auswahl und Bearbeitung zum Pauschalpreis an. Unverwechselbar sind solche Kalender sicher nicht.

Exklusivität garantiert die direkte Zusammenarbeit mit Fotografen; manche Kalenderverleger blicken auf langjährige Beziehungen zu "ihren" Fotokünstlern zurück. Besonders lukrativ wird das Geschäft, wenn zum Kalender noch ein Bildband / Buch kommt, wie bei teNeues, Knesebeck oder Gerstenberg. Ganz mutige Fotografen gründen ihren eigenen Verlag. Seine eigene Bildsprache im Kalender verwirklicht zum Beispiel Horst Haas, der den Reutlinger Nomada Verlag aus der Taufe gehoben hat. Klar, die Kalenderriesen dominieren den Markt, Unverwechselbares bieten Beiboote wie Nomada.